Mit Ausnahmen wie der Klimapolitik habe die EU das bisher nicht getan. Nur wenn man quantifizierte Ziele mit zeitlichen Fristen verfolge, könne man praktische Schritte verbindlich festlegen, erklärte Kloke-Lesch, der heute Deutschland-Direktor des Sustainable Development Solutions Network ist.
Die EU verfolgt laut Kloke-Lesch zwar bestimmte Ziele, aber diese seien oft anders und mit anderen Fristen versehen als die Nachhaltigkeitsziele selbst. So habe sich die EU etwa vorgenommen, innerhalb Europas 20 Millionen Menschen bis 2020 von einem Leben an der Armutsgrenze zu holen. Nehme man dagegen das entsprechende offizielle Nachhaltigkeitsziel ernst, so müssten bis 2030 "eher bis zu 60 Millionen Menschen vom Armutsrisiko befreit werden".
Ein grundsätzliches Problem sieht Kloke-Lesch darin, dass die 2015 von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele vor allem als Teil der Entwicklungs- oder Umweltpolitik wahrgenommen würden, obwohl sie viel umfassender angelegt sind. Die Ziele sollten in die Programme der Parteien zur Europawahl im Mai aufgenommen werden, verlangte der Entwicklungsexperte. Teilweise böten sie sehr einfache Botschaften, etwa sauberes und erschwingliches Trinkwasser: "Die Menschen wissen, dass die Wasserqualität durch Nitrateinleitungen bedroht ist und dass die Wasserpreise irgendwann stark steigen, wenn wir die Landwirtschaft nicht verändern."
Die 17 Nachhaltigkeitsziele mit 169 Unterzielen umfassen unter anderem die Beseitigung extremer Armut weltweit bis 2030, die Senkung des Ressourcenverbrauchs, Grund- und Hauptschulbildung für alle Kinder, Halbierung der Verkehrstoten und den Schutz der Ozeane. Die Ziele richten sich an Industrie- und Entwicklungsländer gleichermaßen. Im September planen die Vereinten Nationen ein Gipfeltreffen in New York, um den aktuellen Stand bei den Nachhaltigkeitszielen weltweit zu bilanzieren.