"Die Regionen, in denen wir überhaupt tätig sein können, verkleinern sich", sagte Mogge. Grund seien die Kämpfe zwischen den Taliban und den afghanischen Streitkräften sowie Selbstmordanschläge. Afghanische Bauern könnten wegen der Anwesenheit von Kämpfern oft nicht zu ihren Anbauflächen gelangen.
Landwirtschaft und Ernährungssicherung sind Schwerpunkte der Arbeit der Welthungerhilfe im Afghanistan. In Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vor Ort versuche man neben Weizen auch Gemüse und Obst anzubauen. Schwer sei es dabei auch, die Strukturen zu durchbrechen, die den Opiumanbau ermöglichten, sagte Mogge.
Im Welthunger-Index der Organisation steht das asiatische Land derzeit auf Platz 111 von 119 Staaten. Von insgesamt knapp 35 Millionen Afghanen bräuchten etwa zehn Millionen dringend humanitäre Hilfe, sagte Mogge. 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren seien mangelernährt. Die Kindersterblichkeitsrate gehört den Angaben der Vereinten Nationen zufolge zu den höchsten der Welt.
Noch einmal verschlechtert habe sich die Lage nach Ende des Nato-Militäreinsatzes Ende Dezember 2014. Man habe gemerkt, dass Talibankämpfer wie auch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) sofort das militärische Vakuum gefüllt hätten. "Wo der IS ist, können wir nicht arbeiten", betonte Mogge. Deutlich besser sei die Arbeitssituation für Entwicklungshelfer Anfang der 2000er Jahre gewesen, kurz nachdem die Taliban aus dem Land zurückgedrängt worden seien. 1992 hat die Welthungerhilfe ihr erstes Büro in Afghanistan eröffnet, seit 1985 leistete sie humanitäre Hilfe in der Grenzregion zu Pakistan.