Christen seien gehalten, "nach Gerechtigkeit zu suchen, nach einer Chance, nach einer Überwindung der Ungerechtigkeit und Ausbeutung", sagte Marx in seiner Predigt beim zentralen ökumenischen Gottesdienst in München zur Gebetswoche für die Einheit der Christen, wie das Erzbischöfliche Ordinariat München und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern am Mittwoch gemeinsam mitteilten. Münchner Christen aller Konfessionen hatten den Gottesdienst in der St. Matthäuskirche am Dienstagabend gefeiert.
Marx sagte, nach Gerechtigkeit zu suchen gelte gerade in einer Zeit, in der "Selbstbezogenheit und Nationalisten den Ton angeben". Bedford-Strohm hielt den Gottesdienst gemeinsam mit Marx, der Erzbischof von München und Freising ist, dem rumänisch-orthodoxen Bischof Sofian von Kronstadt und der Majorin der Heilsarmee, Constanze Pfund. Marx sagte: Die Annahme, "wenn jeder an sich denkt, ist für alle gesorgt", sei die "Botschaft einer kalten und auch törichten Lebensweise, die nicht dem Menschen dient". Christen müssten laut werden und sich engagieren. Der Einsatz für Gerechtigkeit sei eine tägliche Aufgabe, die mühsam sei - "aber auch eine, die uns zusammenführt".
Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, warnte vor einem Nachlassen ökumenischen Engagements: "Wir dürfen nicht zurückfallen", sagte er. Manchmal habe er die Sorge, dass die Kümmernis um das eigene Profil wieder zunehme. Die Vielfalt sei etwas Schönes - aber sie solle nicht dazu führen, "dass wir übereinander richten". Christen sollten sich "immer wieder bemühen, dem Anderen gerecht zu werden".
Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, betonte in seiner Begrüßung, dass die Gebetswoche die Möglichkeit schaffe, "uns von den jeweils anderen Blicken auf unseren einen Herrn" inspirieren zu lassen, "ihm noch entschiedener nachzufolgen". Wichtig sei, "das, was Gott uns sagt, im Leben zu bewähren, indem wir für Gerechtigkeit und den Schutz der Schwachen und Verletzlichen eintreten", sagte der Landesbischof.
Wer im aufrichtigen Gebet mit Gott verbunden sei, werde für "Gerechtigkeit in unserem Land", für eine menschenwürdige Pflege und die Überwindung der Armut eintreten. Denn "Beten und Tun des Gerechten gehören zusammen", sagte Bedford-Strohm.
Die weltweite Gebetswoche für die Einheit der Christen findet noch bis Donnerstag (25. Januar) statt. Christen aller Konfessionen begehen sie mit zahlreichen Gottesdiensten und Begegnungen. Der internationale liturgische Entwurf wurde in diesem Jahr von Christen aus Indonesien erarbeitet und steht unter dem Leitwort "Gerechtigkeit, Gerechtigkeit - ihr sollst du nachjagen".
Die Gebetswoche wird seit 1908 gefeiert. Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenische Rat der Kirchen verantworten sie gemeinsam. In Deutschland wird sie getragen von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).