Zudem entziehe sich der Staat zwar einer Bewertung des Religiösen, erkenne aber die gesellschaftsrelevante Bedeutung der Kirchen und Religionsgemeinschaften an. "Identifikation entsteht erst durch Gemeinschaft", erklärte der Grünen-Politiker. Aus diesem Grund schützte der Staat die kooperativen Gemeinschaften zur Ausübung von Religion im öffentlichen Raum. "Es wäre ein fataler Fehler, Religion aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen", sagte Kretschmann.
Allerdings dürfe sich der Staat nicht in das religiöse Bekenntnis des Einzelnen einmischen. "Bei dieser allerpersönlichsten Entscheidung hat der Staat nichts verloren. Da ist Religion Privatsache", erklärte der Ministerpräsident.
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Insgesamt befände sich das Christentum, das Religiöse, heutzutage in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite verliere die Kirche an Kraft für die persönliche Lebensgestaltung vieler Menschen. "Wir sehen das zum Beispiel an den rückläufigen Nachfrage nach Taufen und Hochzeiten", sagte der Ministerpräsident. Auf der anderen Seite habe sich die Religionslandschaft stark pluralisiert. "Es gibt zahlreiche Religionslose, aber auch viele Migranten, die ihre Religion mitgebracht haben und danach leben", sagte er.
Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Mannheim (ACK) hatte den Ministerpräsidenten anlässlich des Jubiläumsjahres "70 Jahre Grundgesetz" zu einem Vortrag über das Verhältnis von Staat und Kirche eingeladen. Mitglieder der ACK Mannheim sind die Alt-Katholische Kirche, die Evangelische Kirche, die Römisch-Katholische Kirche, die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten), die Evangelisch-Lutherische, die Evangelisch-Methodistische Kirche und die Griechisch-Orthodoxe Kirche.