Im Fall der 32 Flüchtlinge, die seit dem 22. Dezember auf dem Schiff der Organisation "Sea-Watch" ausharrten, zeige sich, dass nach wie vor tragfähige humanitäre europäische Lösungen in der Flüchtlingspolitik fehlten.
An der Grenze der Belastbarkeit
Auch "Sea-Watch" und die ebenfalls private deutsche Seenotrettungsorganisation "Sea-Eye" forderten eine Aufnahme der Flüchtlinge. Auf der "Professor Albrecht Penck" von "Sea-Eye" befinden sich 17 Flüchtlinge. Italien und Malta verweigern beiden Schiffen die Einfahrt in ihre Häfen. Die Situation auf den Schiffen verschlechtere sich deutlich, erklärten die Organisationen. So müssten die Trink- und Brauchwasservorräte auf der "Professor Penck" rationiert werden, es gebe nur eine Toilette für die Geflohenen und die Besatzung sei an der Grenze ihrer Belastbarkeit.
Mehrere deutsche Städte haben sich zur Aufnahme der Flüchtlinge bereiterklärt. Doch Deutschland fordert eine europäische Lösung, die EU-Kommission vermittelt derzeit. "Dass nun ausgerechnet Deutschland eine europäische Lösung einfordert, wirkt auf viele Menschen zurecht verstörend", sagte "Sea-Eye"-Sprecher Gorden Isler. Seinen Angaben zufolge hat Deutschland im vergangenen Jahr 115 aus dem Mittelmeer gerettete Menschen aufgenommen. Italien hingegen 22.935 und Spanien inzwischen 52.621.
Nachhaltigkeit und Weltinnenpolitik gehen Hand in Hand
Rekowski forderte eine kurzfristige humanitäre Lösung. Längerfristig hoffe er im Jahr der Europawahl auf Lösungen, bei denen die Länder mit EU-Außengrenzen nicht überproportional belastet würden, sagte der rheinische Präses auf der Synode in Bad Neuenahr. Nachhaltige Lösungen werde es allerdings nur geben, "wenn soziale und ökologische Fragen konsequent im Rahmen einer Weltinnenpolitik auch in anderen Teilen der Welt angegangen werden". Er hatte im vergangenen Sommer das über mehrere Monate vor Malta festgesetzte Rettungsschiff "Sea-Watch 3" besucht und seine Solidarität mit der ehrenamtlichen Schiffsbesatzung gezeigt.
Die EKD unterstützt mehrere zivile Seenotrettungsorganisationen und setzt sich seit Jahren für legale und sichere Migrations- und Fluchtwege nach Europa ein, um das anhaltende Sterben auf dem Mittelmeer zu verhindern.