© Thomas Frey/dpa
Journalist Hans Leyendecker warnt vor Misstrauen im Umgang mit Journalismus nach dem Fall des früheren "Spiegel"-Reporters Claas Relotius.
Leyendecker warnt vor Echokammern zur eigenen Bestätigung
Mit Blick auf den Fall des früheren "Spiegel"-Reporters Claas Relotius warnt der Journalist Hans Leyendecker vor Echokammern, in denen nach einer Bestätigung für die eigene Sicht der Dinge gesucht wird.
Relotius habe das angeblich immer perfekte Zitat und beste Detail gefunden, "indem er sie erfand", sagte Leyendecker am Montag vor der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland in Bad Neuenahr. "Dabei bediente er feingeschrieben gern Klischees und Vorurteile - unsere Vorurteile", erläuterte der Präsident des diesjährigen evangelischen Kirchentages, der vom 19. bis 23. Juni in Dortmund stattfindet.
Der "Spiegel" hatte am 19. Dezember offengelegt, dass Relotius im großen Umfang eigene Geschichten manipuliert hat. Er hatte die Fälschungen nach internen Nachforschungen zugegeben und das Haus verlassen.
Mehr zu Medien
"Wir bekommen nur zu gerne bestätigt, was wir immer schon gesagt oder gemeint haben", sagte Leyendecker. "Guter Mann, schreibt, was ich denke. Schlechter Mann, schreibt nicht, was ich denke." Das mache es zurzeit im Journalismus nicht einfach. Es sei aber falsch, dem Journalismus insgesamt zu misstrauen. Zwar gebe es Betrüger und Journalisten, die Fehler machen, jedoch habe es "noch nie so viel richtig guten Qualitätsjournalismus" gegeben. Als Beispiel nannte der Investigativjournalist die Berichterstattung über die "Panama Papers".