"Aus den Reihen der AfD-Spitze kommen Aussagen, die im tiefen Widerspruch zum christlichen Glauben stehen", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sagte, die AfD müsse "politisch bloßgestellt werden mit Blick auf ihr Menschenbild, mit Blick auf ihr Gesellschaftsbild". Es gehe darum, ihre Denkmuster zu entlarven.
Der "Passauer Neuen Presse" (Samstag) sagte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm: "Wenn Menschen nach schrecklichen Verbrechen aufgehetzt werden, wenn Hass gesät wird, anstatt über besseren Schutz gegen Gewalt nachzudenken, muss man klar Position beziehen und dagegenhalten." Zugleich gebe in der AfD Menschen, die nur protestieren wollen. "Und es gibt Menschen, die wollen ihr rechtsradikales Gedankengut unter dem Logo der AfD verbreiten", sagte Bedford-Strohm: "Wer diesen Menschen Deckung gibt, verschafft ihnen auch Legitimation. Dagegen muss man sich wehren."
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, entgegnete in der "Bild am Sonntag" auf die Interviewfrage "Kann man Christ und zugleich AfD-Mitglied sein?", er habe immer gesagt, dass sich Christen ganz genau überlegen müssten, hinter welchen Parolen sie herlaufen. Rassismus und Nationalismus seien mit der christlichen Botschaft nicht vereinbar. "Auf diese Punkte hin müssen alle Parteiprogramme und Äußerungen von Politikern überprüft werden", sagte der Münchner Erzbischof.
Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Bedford-Strohm kritisierte im Gespräch mit dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Samstag) wachsende soziale Ungleichheit in Deutschland. Würde und Anstand hätten auch etwas mit fairen Löhnen zu tun. Gerade Frauen in sozialen Berufen wie Altenpflegerinnen, Krankenschwestern und Erzieherinnen sollten aus Sicht Bedford-Strohms besser bezahlt werden. "Unabhängig von den Marktgesetzen finde ich, dass Menschen die sich um Alte, Kranke oder Kinder kümmern, mindestens so viel Wertschätzung verdienen wie hoch qualifizierte Industriearbeiter", sagte er.
Kardinal Marx beklagte drohende Altersarmut in Deutschland. Es sei ein "Skandal", wenn manche Menschen, die über Jahrzehnte arbeiten, bei der Rente nur auf einem Sozialhilfeniveau landen. "Das widerspricht jedem Gefühl von Gerechtigkeit", fügte Marx hinzu.
Kardinal Woelki sagte dem Deutschlandfunk: "Es darf nicht sein, dass unsere Gesellschaft weiter auseinanderdriftet, dass es zu sozialen Verwerfungen kommt." Solidarität und eine Orientierung am Gemeinwohl müssten betont werden, forderte der Kölner Kardinal.
Zusammenhalt und Solidarität der Kumpel soll Vorbild sein
Die Solidarität der Bergleute sollte nach den Worten des evangelischen Theologen Alfred Buß ein Vorbild für die ganze Gesellschaft sein. Dass am Freitag die letzte Zeche hierzulande dichtgemacht worden sei, sei mit Blick auf das Klima und die Zukunft der Kinder "gut so", sagte Buß in dem am Samstagabend in der ARD ausgestrahlten "Wort zum Sonntag". "Aber der Zusammenhalt der Kumpel und ihre Solidarität sollten ansteckend werden für unsere ganze Gesellschaft", fügte der 71-jährige ehemalige Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen hinzu.
Wie nötig das sei, zeige die aktuelle Situation im Ruhrgebiet, sagte Buß, der zum letzten Mal das "Wort zum Sonntag" sprach. Dort arbeiteten auf der Sonnenseite Hunderttausende in modernsten Jobs. Auf der Schattenseite aber gebe es Ghettos für Arme, wo die Kumpel nach dem Zechensterben weggezogen seien.