Am zweiten Jahrestag des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz ist still der zwölf Todesopfer aus sechs Ländern gedacht worden. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Edgar Franke (beide SPD), und der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge legten am Mittwoch Kränze am Mahnmal für die Opfer nieder.
Weitere Aufarbeitung gefordert
Für den Abend waren eine Gedenkandacht in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und Glockenschläge zum Anschlagszeitpunkt um 20.02 Uhr geplant. Vertreter der Bundesregierung wiesen auf die nach dem 19. Dezember 2016 verbesserten Regelungen für Terroropfer hin. Angemahnt wurde vor dem Hintergrund mehrerer laufender Untersuchungsausschüsse eine weitere Aufarbeitung der Geschehnisse.
Für die Bundesregierung bezeichnete Regierungssprecher Steffen Seibert eine bessere Unterstützung der Opfer als zentral. Dies drücke sich auch in der Ernennung des Opferbeauftragten Franke aus. "Das alles macht das grausame Geschehen nicht ungeschehen", sagte Seibert. Es könne aber zusätzliches Leid nach der Tat verhindern. Die Gedanken seien am Jahrestag des Anschlags bei den Opfern und all jenen, für die das Leben nach dem 19. Dezember 2016 nicht mehr so sei wie vorher.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte, er denke auch persönlich "immer wieder an diesen traurigen Tag zurück". Die Gebete und Gedanken seien an diesem Tag bei den Opfern und Hinterbliebenen. "Die Ereignisse in Straßburg haben auf schmerzliche Weise gezeigt, dass wir nicht darin nachlassen dürfen, uns gegen solchen menschenverachtenden Terrorismus zur Wehr zu setzen", fügte der Bundesinnenminister hinzu.
Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) warb dafür, dass alle Bundesländer Beauftragte für die Opfer von Terroranschlägen berufen. Bisher gebe es diese erst in fünf Bundesländern, sagte sie im ZDF-"Morgenmagazin". Es müsse aber vor Ort Ansprechpartner geben. Vor zwei Jahren habe es nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz solche Strukturen noch nicht gegeben.
Aus den Versäumnissen gelernt
Der Opferbeauftragte Franke sagte dem SWR, der Staat habe aus den Versäumnissen nach dem Anschlag gelernt. Die psychologische Hilfe und Betreuung nach Anschlägen sei verbessert worden und auch die finanziellen Hilfen wie Entschädigungen für Angehörige und Opfer seien deutlich aufgestockt worden, sagte Franke. Insgesamt habe man jetzt vier Millionen Euro an Opfer und Hinterbliebene des Anschlags vom Breitscheidplatz ausgezahlt. Der Bundestagsabgeordnete, der das Amt des Opferbeauftragten der Bundesregierung seit April ausübt, ist der zentrale Ansprechpartner für alle Anliegen der Opfer von terroristischen Straftaten in Deutschland und für deren Hinterbliebene.
Bei dem stillen Gedenken am Vormittag wurden vom Pfarrer der Gedächtniskirche, Martin Germer, auch die Namen der zwölf Todesopfer verlesen, die aus Deutschland, Polen, Tschechien, der Ukraine, Israel und Italien stammen. Seit einem Jahr erinnert ein Mahnmal in Form eine goldenen Risses auf den Stufen vor der Gedächtniskirche an die Opfer des schlimmsten islamistischen Anschlags in Deutschland.
Goldener Riss erinnert an das Unglück
Der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) rief dazu auf, sich nicht einschüchtern zu lassen. Niemand könne ein Attentat ausschließen, sagte er im RBB-Inforadio. Worauf es aber ankomme, sei nicht "in Angst zu verfallen". Für den Mittwochabend war um 18 Uhr eine Gedenkandacht in der Gedächtniskirche geplant. Dabei sollte auch wieder das Friedenslicht von Bethlehem verteilt werden. Zum Zeitpunkt des Anschlags um 20.02 Uhr sollten zwölf Glockenschläge des Glockenspiels im alten Turm der Kirche erklingen und an die zwölf Todesopfer erinnern.
Bei dem Terroranschlag vom 19. Dezember 2016 waren auf dem Berliner Weihnachtsmarkt nahe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zwölf Menschen getötet und mehr als 70 teilweise schwer verletzt worden.