"Wir haben erreicht, dass sich zum ersten Mal nicht nur die halbe, sondern die ganze Welt beim Klimaschutz in die Karten schauen lässt", erklärte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Das Pariser Abkommen beruhe auf dem gegenseitigen Vertrauen, dass alle Staaten ihren Beitrag zum Klimaschutz leisteten. "Darum ist es entscheidend, dass jeder sehen kann, was der andere tut." Die Bewertung von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen fiel geteilt aus.
Das Pariser Klimaabkommen setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die vereinbarten Transparenzregeln und Standards zur CO2-Erfassung gelten ab 2024 und sollen dafür sorgen, dass die freiwilligen Klimaschutz-Anstrengungen der Staaten miteinander vergleichbar sind. Arme Länder erhalten allerdings Zeit, um die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen.
Die Einigung sieht zudem vor, dass zur Unterstützung der armen Länder im Kampf gegen den Klimawandel die Industriestaaten im Zwei-Jahres-Turnus einen Bericht über ihre künftigen Finanzhilfen für Anpassung und Klimaschutz abgeben müssen. Das soll Entwicklungsländern Planungssicherheit geben. Allerdings können sich die reichen Staaten auch Kredite voll anrechnen lassen, was bei Hilfsorganisationen auf Protest stößt. Laut dem Pariser Abkommen müssen die Industrieländer ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für Klimaschutz und Anpassung in armen Staaten zur Verfügung stellen.
Konferenz erkennt IPCC-Sonderbericht an
Außerdem werden Schäden und Verluste durch den Klimawandel künftig bei den regelmäßigen Bestandsaufnahmen zur Umsetzung des Paris-Abkommens erfasst. Dieser Punkt gilt als Erfolg besonders bedrohter Inseln, die sich für den Umgang mit Schäden, wie sie etwa der steigende Meeresspiegel verursacht, mehr Unterstützung wünschen. In einem ersten Entwurf zu der Abschlusserklärung war das Thema nur in einer Fußnote aufgetaucht.
"Brot für die Welt" sprach von einem "Teilsieg für die Inselstaaten". Dem beharrlichen Druck der ärmsten und verletzlichsten Staaten sei es zu verdanken, dass das wichtige Thema der Schäden und Verluste durch Klimawandel politisch aufgewertet wurde, erklärte das evangelische Hilfswerk.
In Kattowitz bekräftigten die Staaten, dass sie bis 2020 aktualisierte Klimaziele vorlegen werden, wie es das Pariser Abkommen vorsieht. Eine klare Verschärfung ihrer CO2-Reduktions-Vorgaben bis 2020 hatte eine "Koalition der Ehrgeizigen", darunter die EU und Inselstaaten, während der Konferenz angekündigt.
Das Abschlussdokument enthält auch eine Anerkennung des jüngsten Sonderberichtes des Weltklimarates, in dem verstärkter Einsatz zur Erreichung des 1,5-Grad-Zieles angemahnt wird. Dieser Punkt war in den Verhandlungen besonders umstritten gewesen.
Die USA, Saudi-Arabien, Kuwait und Russland hatten sich dagegen positioniert, dass der Gipfel den Report "begrüßt", sondern darauf bestanden, dass der Bericht nur "zur Kenntnis genommen" wird. Als Kompromissformel findet sich nun im Beschluss, dass die "rechtzeitige Fertigstellung des Berichtes begrüßt" wird.
Unzufrieden mit dem Ergebnissen zeigte sich der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). "Auf dieser Klimakonferenz wurde die Dringlichkeit der Klimakrise in fast jeder Rede der politisch Verantwortlichen erwähnt - das Ergebnis ist jedoch sehr weit von einer adäquaten Antwort entfernt." Der WWF sprach von wichtigen Fortschritten in Kattowitz, die allerdings nicht ausreichten, um die Erderhitzung bei 1,5 Grad zu stoppen und Mensch und Natur vor einem Klimakollaps zu bewahren.
Die Entwicklungsorganisation Germanwatch bezeichnete das vereinbarte Regelwerk als solide Grundlage für die weltweite Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Aber zur Abwendung der Klimakrise komme es nun darauf an, dass alle Staaten deutlich mehr politischen Willen zeigten, sagte Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals.