Einigung auf Weltklimakonferenz

Protestierende hält ein riesiges Thermometer mit dem 1,5 Grad Ziel in der Hand
© epd-Bild/Rolf Zoellner
Der Weltklimagipfel ist mit Beschlüssen zur Reduktion des globalen Temperaturanstiegs zu Ende gegangen. Klimaschützer protestieren für effektivere Maßnahmen. Nun äußern sich Kirchenvertreter. (Archivbild).
Erste Stimmen aus der Kirche
Einigung auf Weltklimakonferenz
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat die Einigung der Weltklimakonferenz auf einen Ausgleichsfonds für klimabedingte Schäden in armen Ländern begrüßt. "Es ist ein Durchbruch von historischer Dimension, dass der notwendige Ausgleich dieser Ungerechtigkeit jetzt von der Staatengemeinschaft ausdrücklich anerkannt wird", erklärte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland am Sonntag.

Mit dem Fonds könnten die unabwendbaren Folgen der Erderhitzung wie immer häufigere Dürren, Überschwemmungen und Stürme, aber auch der steigende Meeresspiegel und die Wüstenbildung finanziell abgefedert werden, sagte er.

Nach zweiwöchigen zähen Verhandlungen hatten die Delegierten am frühen Sonntagmorgen auf der Weltklimakonferenz eine Einigung erzielt. Beschlossen wurde der Aufbau eines Fonds, über den ärmere Länder bei klimabedingten Schäden und Verlusten Ausgleichszahlungen erhalten können. Zudem vereinbarten die Vertreter aus fast 200 Staaten im ägyptischen Scharm el Scheich ein Arbeitsprogramm zur verstärkten Minderung der Treibhausgase. Es soll dazu beitragen, das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.

Tempolimit auf Autobahnen selbst gestalten

Was die eigene Verantwortung beim Klimaschutz angeht, verkündete die frühere Ratsvorsitzende Margot Käßmann, dass sie sich auf das von der EKD-Synode empfohlene Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen halten werde. "Ich bin dabei. Für das Klima. Um Verkehrstote zu reduzieren. Um der größeren Entspannung beim Fahren willen", schrieb die frühere hannoversche Landesbischöfin in ihrer Kolumne für "Bild am Sonntag". 

Ergebnisse des Weltklimagipfels zusammengefasst

Der Weltklimagipfel im ägyptischen Scharm el Scheich ist nach zweiwöchigen Verhandlungen mit dem Bekenntnis zu einem Klimafonds für ärmere Länder zu Ende gegangen. Das ist der größte Erfolg des Gipfels. Die übrige Bilanz ist durchwachsen. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

SCHÄDEN UND VERLUSTE: Mit dem Fonds zur Bewältigung klimabedingter Schäden und Verluste in ärmeren und besonders von der Erderwärmung bedrohten Ländern wird eine langjährige Forderung der Entwicklungsländer erfüllt. Er soll im kommenden Jahr beim Klimagipfel in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten operationalisiert werden. Bis dahin muss ein Komitee erarbeiten, wer ihn befüllt und wer daraus Gelder erhalten kann. Offen ist unter anderem noch, ob nur Industrieländer oder auch Schwellenländer wie China in den Fonds einzahlen sollen.

1,5-GRAD-ZIEL UND MINDERUNG VON TREIBHAUSGASEN: An diesem Punkt drohte der Klimagipfel am Ende zu scheitern. Denn viele Staaten lehnten eine schnellere CO2-Reduktion ab. In der nun verabschiedeten Erklärung wird das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, immerhin bestätigt. Das von der Europäischen Union vorgeschlagene Arbeitsprogramm für eine schnellere Minderung von Treibhausgasen ist aber zunächst nur bis 2026 anberaumt anstatt, wie zunächst angestrebt, bis 2030. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müssen die weltweiten Emissionen noch vor 2025 ihren Höhepunkt erreichen und danach deutlich zurückgehen.

AUSSTIEG AUS FOSSILEN: Viele Länder hatten auf dem Gipfel den Ausstieg aus allen fossilen Energien gefordert. Das ist allerdings am Widerstand von Ländern wie Saudi-Arabien gescheitert. In dem "Umsetzungsplan" von Scharm el Scheich ist lediglich von einem Herunterfahren der Kohleenergie die Rede und vom Ausstieg aus ineffizienten fossilen Energiesubventionen. Der nicht näher definierte Begriff "ineffizient" lässt Hintertüren offen.

HILFEN FÜR KLIMASCHUTZ UND ANPASSUNG: Die Industrieländer halten nach wie vor ihr Versprechen nicht ein, jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz und Anpassung in armen Ländern bereitzustellen. Beobachtern zufolge ließen sie beim Klimagipfel zuletzt Passagen aus den Entwürfen streichen, die sie dazu verpflichtet hätten, die bisherigen Versäumnisse in den Folgejahren durch höhere Beiträge auszugleichen. Außerdem war in der Erklärung von Scharm el Scheich ursprünglich ein Fahrplan vorgesehen, um die Hilfen für die Anpassung in Zukunft zu verdoppeln. Dieses Vorhaben ist in der Abschlussfassung nicht mehr zu finden.

PRÄSIDENTSCHAFT: Viel Kritik gab es an der diesjährigen Organisation der sogenannten COP27. Der ägyptischen Präsidentschaft wurde eine chaotische Verhandlungsführung vorgeworfen. Manche bezeichneten den Gipfel als die bislang am schlechtesten organisierte Klimakonferenz. Nach und nach festigte sich überdies der Eindruck, dass der Gastgeber zulasten der Mehrheit intransparent und interessengeleitet agierte, dass Ägypten hier kein ehrlicher Makler war.

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