Das unterscheide sie deutlich von den meisten bisherigen deutschen Pfarrerserien. Im Mittelpunkt der recht düsteren Filmreihe steht der charismatische und engagierte Pfarrer Johannes Krogh, der angesichts von Schicksalsschlägen und Misserfolgen mit seinem Gott hadert und an ihm zweifelt.
Ein Charismatiker vor dem Herrn
Ein Typus wie Krogh dürfte in dieser Zuspitzung in der Realität eher selten vorkommen, sagte Jung. Dennoch vereine er manches in sich, das bestimmt auch in der Wirklichkeit zu finden sei. "Bei ihm stehen eine eher konservativ geprägte Theologie, eine persönliche Gottesunmittelbarkeit und dann wieder liberale Züge ziemlich unvermittelt nebeneinander", sagte der Medienbischof der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Im Kontrast dazu stehe Kroghs Versagen als Ehemann und Familienvater. "Dazu kommt, dass er Alkoholprobleme hat und fremdgeht. Das ist schon ziemlich viel auf einmal."
Lars Mikkelsen, ein hervorragender Schauspieler, fülle diese Rolle mit all ihren Facetten sehr überzeugend, lobte Jung. Überhaupt sei die Serie unterhaltsam und interessant gemacht. "Neben der Handlung gefällt mir vor allem die Bildsprache sehr gut."
Ganz ohne Klischees geht es nicht
Schwierig sei hier auch die Zuordnung der Geschlechter, sagte Jung: "Der bekenntnisstarke Mann, der vermeintlich Traditionelles mit kämpferischer und zugleich innerlicher Frömmigkeit vertritt, und ihm gegenüber eine eher kühle, klug taktierende, modernistische und an der Ökonomie orientierte Frau. Das sind nun wirklich sehr problematische Klischees."
Der Film über Tragödien im Pfarrhaus stammt von Adam Price (Buch), dem Hauptautor der dänischen Erfolgsserie "Borgen" (2010-13), und Kaspar Munk (Regie). Sein Titel - im Original "Herrens Veje" - lehnt sich an ein Bibelwort an: "Die Wege des Herrn sind unergründlich" (Römer 11,33). Die letzten Folgen der ersten Staffel sind am Donnerstagabend auf Arte zu sehen, alle zehn Episoden noch bis zum 29. Dezember in der Mediathek.