Eine Fahrt mit dem Hafenkapitän, eine Tour mit einem Schleppschiff, eine Übernachtung im Seemannsheim an der Amsterdamer Keizersgracht: Hinter vielen Türchen des "Maritimen Adventskalenders" der Deutschen Seemannsmission verbergen sich Gewinne, die in keinem Laden zu kaufen sind. Er ist einer von Hunderten Kalendern dieser Art, die Städte, Organisationen und Vereine in Deutschland für kleines Geld verkaufen, um gemeinnützige Initiativen zu fördern. Das Angebot an solchen Charity-Adventskalendern ist in den zurückliegenden Jahren stark gewachsen - der Erlös auch.
Verkauf und Erlös wachsen
Mit dem Adventskalender der Seemannsmission, der vor acht Jahren im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel erdacht wurde, kommt mittlerweile jährlich eine beachtliche Summe für die soziale Arbeit des kirchlichen Werkes zusammen. "2017 waren es in Brunsbüttel und Hamburg 41.000 Euro", bilanziert Initiator und Seemannsdiakon Leon Meier. Und es gibt noch einen wichtigen Nebeneffekt: "Mit dem Kalender können wir uns und unsere Arbeit bekanntmachen."
Acht Euro kostet ein Maritimer Adventskalender, der mit einer Losnummer versehen ist. Einer Auflage von 7.500 Exemplaren stehen insgesamt 500 Gewinne gegenüber. Außerdem öffnen sich im Advent 24 Fenster, die darüber informieren, wie Menschen anderswo Weihnachten feiern: beispielsweise in Ägypten, auf den Philippinen und in der pazifischen Inselwelt von Kiribati. "Das sind gleichzeitig Länder, aus denen viele Seeleute kommen", ergänzt Meier.
Wie feiert man Weihanchten auf Kiribati?
Vielerorts unterstützen Adventskalender wie bei der Seemannsmission die diakonische Arbeit der evangelischen Kirche. So sind es in Hannover gleich zwei Ausgaben, mit denen Geld für ein Hilfsprojekt zusammenkommt, von dem obdachlose Menschen profitieren.
Auch in Bremen wird unter anderem für die Diakonie gesammelt, dort vom Lions-Club "Gräfin Emma", der seit 2005 Kalender anbietet, die wie andernorts meist schnell vergriffen sind. Durch den Verkauf kamen bisher Spenden in Höhe von rund 150.000 Euro für unterschiedliche soziale Initiativen und Projekte zusammen, sagt Magdalena Schepers-Zeiss, Präsidentin des Clubs.
Genauso wie Rotarier, Bürgerstiftungen und weitere Gesellschafts-Clubs zählen Ehrenamtliche aus den Reihen der Lions zu den aktivsten Herausgebern von Charity-Adventskalendern in Deutschland. Hilfreich sind die guten Kontakte, die sie zu Geschäften und Unternehmen haben, um Spenden einzuwerben. "Alleine unter der Internet-Adresse lions.de haben wir aktuell 340 Seiten, die sich auf Kalender beziehen", schätzt Hans-Dietrich Sandhagen, Lions-Sprecher im Distrikt Niedersachsen-Hannover.
Möglichkeiten zum Mitmachen eröffnet der Adventskalender "Sterne strahlen überall", den das evangelische Missionswerk in Niedersachsen in Zusammenarbeit mit dem CVJM herausgibt. Er bietet Geschichten zum Vorlesen und ist mit einem Mal- und Bastelbuch für Kinder verbunden. Der Kalender kostet nichts - aber Spenden sind natürlich erwünscht. Sie kommen Hilfsprojekten für Kinder unter anderem in Sibirien, Malawi und Indien zugute.
Anders funktioniert der Adventskalender des Berliner Vereins "24 gute Taten": Ab einer Spende von 24 Euro kann der Kalender über die Website des Vereins als Aufsteller erworben werden. Hinter jedem Türchen verbergen sich Hilfsprojekte, die vom Erlös profitieren, zum Beispiel Zahnbürsten für Kinder in Myanmar, Online-Studienprogramme für Geflüchtete oder Medikamente für Schimpansen im Kongo. "Wir müssen uns nicht für eine Idee entscheiden - viele verdienen unsere Unterstützung", sagt Initiator Sebastian Wehkamp.
Mit Erlösen aus dem Verkauf wurden nach Angaben des Vereins unter anderem 74.000 Menschen medizinisch behandelt, 377.000 Mahlzeiten verteilt und 835.000 Quadratmeter Regenwald unter Schutz gestellt. Wehkamps Leitmotiv gilt wohl ganz ähnlich für viele andere gemeinnützige Adventskalender: "Helfen ist süßer als Schokolade."