Für viele Trauernde sei der Weg in die Kirche "ein schwerer Gang", für andere ein "Muss" und eine ganz eine wichtige Etappe im Trauerprozess. Auch seien die Gottesdienste keine Veranstaltungen nur für alte Leute, die meisten Teilnehmer seien zwischen 30 bis 60 Jahre alt.
Der evangelische Gedenktag für die im Laufe des Kirchenjahres bestatteten Gemeindeglieder sei in den vergangenen Jahren "liturgisch aufgeladen" worden, sagte der Professor für Systematische Theologie an der Goethe-Universität und Gemeindepfarrer in Nidderau bei Hanau. In vielen Gemeinden würden für die Verstorbenen Kerzen angezündet oder die Bestattungspredigten mit nach Hause gegeben. Manche Gemeinden verlegten den Gottesdienst auf den Friedhof oder in die Kapelle und umrahmten ihn mit Klarinettenmusik oder Taizé-Gesängen.
Am Totensonntag gehe es in den Predigten auch um Auferstehung und Ewigkeit, fügte der Theologe hinzu. Für die Trauernden sei der Verstorbene nicht weg, sondern noch sehr präsent, zum Beispiel in Räumen, in der Kleidung oder in Träumen. "Wenn ich von der Mutter träume, bedeutet das Nähe und Bindung", unterstrich Ohly. Entsprechend stünden Verstorbene nicht ins Jenseits auf, sondern ins Diesseits, und Trauernde seien Zeugen für diese Auferstehung. Der Gottesdienst am Toten- oder Ewigkeitssonntag ende in der Regel mit dem Abendmahl, das nichts anderes sei als eine "Anwesenheitsfeier des abwesenden Jesus", sagte Ohly.