Wie das Bistum Limburg am Donnerstag mitteilte, erteilte der Vatikan seine Zustimmung, nachdem Wucherpfennig eine Erklärung abgegeben hatte, in der er betont habe, dass er als Ordensmann und Priester dem authentischen Lehramt der Kirche verpflichtet sei. Damit sei der Weg für eine weitere Amtszeit Wucherpfennigs freigeworden.
Wucherpfennig hatte eigentlich spätestens zum Semesterstart am 15. Oktober eine dritte zweijährige Amtszeit antreten sollen. Die erneute Wahl an die Spitze der privaten katholischen Hochschule in jesuitischer Trägerschaft war bereits im Februar erfolgt. Die vatikanische Bildungskongregation hatte jedoch zusammen mit der Glaubenskongregation Wucherpfennig die Unbedenklichkeitserklärung verweigert, nachdem sich dieser in der Vergangenheit mehrmals in Zeitungsinterviews positiv zur Frage des Diakonats der Frau und zur Segnung homosexueller Paare geäußert hatte. 2016 hatte Wucherpfennig in einem Interview mit der "Frankfurter Neuen Presse" Verurteilungen von Homosexualität in der Bibel als "tiefsitzende, zum Teil missverständlich formulierte Stellen" bezeichnet.
Wie das Bistum Limburg mitteilte, erklärte Wucherpfennig nun gegenüber dem Vatikan, wo es seine Ämter verlangten, lege er die Lehre der Kirche über die Möglichkeit der Weihe von Frauen und von Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare vollständig und verständnisvoll dar. Die Fragen, die er als Seelsorger und Wissenschaftler an diese Lehre richte, werde er auch in Zukunft als seine persönliche Auslegung kennzeichnen.
Als Christ und Wissenschaftler habe er die persönliche Hoffnung, dass die kirchliche Lehre sich weiter öffne und weiterentwickle, zitiert das Bistum Wucherpfennig. Auf eine solche Weiterentwicklung hätten seine öffentlichen Äußerungen zum Diakonat der Frau und zu Segnungsfeiern für Paare, denen eine sakramentale Ehe nicht möglich ist, abgezielt. Zu den beiden Fragen soll Wucherpfennig laut Bistum nun Artikel veröffentlichen und die Ergebnisse seiner Forschung vorstellen - "in treuer und kreativer Kontinuität zu den fundamentalen Lehrmeinungen der Kirche", wie es in der Mitteilung des Bischöflichen Ordinariats heißt.
Die Hochschule Sankt Georgen wurde seit dem 1. Oktober kommissarisch von Wucherpfennigs Stellvertreter Thomas Meckel geleitet. Ohne das sogenannte "Nihil obstat" aus dem Vatikan durfte Wucherpfennig der Hochschule nicht weiter vorstehen.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing sagte, in der Erklärung Wucherpfennigs werde deutlich, dass dieser sich selbstverständlich der Lehre und Tradition der Kirche verpflichtet wisse und diese auch getreu darlege. "Andererseits fordere es die Freiheit der theologischen Wissenschaft, dass die Wirklichkeit innerhalb der Kirche und Gesellschaft wahrgenommen werde", sagte Bätzing, der sich für Solidaritätsbekundungen für Wucherpfennig bedankte. Auch der Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten, Johannes Siebner, äußerte sich erleichtert.