Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) kündigte am Dienstag in Stuttgart an, die beiden Objekte im Februar persönlich der namibischen Regierung zu überbringen. Sie befinden sich derzeit im Besitz des Landes und sollen vom 10. Dezember an bis zu ihrer Rückgabe nochmals im Stuttgarter Linden-Museum ausgestellt werden.
Nach den Worten der Ministerin handelt es sich bei der Rückgabe um die erste Restitution kolonialer Kulturgüter aus einem baden-württembergischen Museum. Das sei aber nur der Auftakt für eine wissenschaftliche und kulturelle Kooperation mit Namibia zur Aufarbeitung der Kolonialgeschichte. Das südwest-afrikanische Land war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie.
Aktuell gibt es laut Bauer keine weiteren Anfragen anderer Länder zur Rückgabe von Kulturgütern. Das könne auch daran liegen, dass man dort und auch hier nicht wisse, was überhaupt an Objekten vorhanden sei. Anfragen gebe es allerdings aus Namibia und Australien zur Rückgabe menschlicher Überreste, die etwa im Linden-Museum und an der Freiburger Universität gelagert werden. Ab Dezember soll Bauer zufolge ein Provenienzforscher den Namibia-Bestand des Linden-Museums zwei Jahre lang unter die Lupe nehmen.
Das Neue Testament in der Nama-Sprache mit handschriftlichen Anmerkungen von Hendrik Witbooi und weiteren Familienmitgliedern ist laut Forschern sehr wahrscheinlich 1893 bei einem Angriff deutscher Truppen auf den Hauptsitz Witboois erbeutet worden. Es gelangte in den Besitz eines Berliner Hofrats, der es 1902 dem Württembergischen Verein für Handelsgeographie schenkte. Dieser Verein gründete das 1911 eröffnete Linden-Museum. Die Familienbibel sei "von höchster symbolischer und historischer Bedeutung" für die Menschen Namibias, betonte Ministerin Bauer.