Die schlechte, wohl aber bekannte Nachricht zuerst: Alle Prognosen deuten daraufhin, dass die Kirchensteuereinnahmen binnen zehn Jahren sinken werden. Die Austritte aus der Kirche sind konstant, die Verrentung der "Babyboomer"-Generation steht an.
Die mittelfristig gute Nachricht: Die vergangenen drei Jahre haben die Kirchen mehr Geld aus Steuern eingenommen. Sie sind die größte Finanzierungsquelle für den Haushalt der EKD. Insgesamt liegt der EKD-Etat für das Jahr 2019, wie auch im Jahr zuvor, bei circa 216 Millionen Euro. Die Kirchensteuereinnahmen machten davon 90,8 Millionen Euro im Jahr 2018 aus und 94,5 Millionen Euro für das Haushaltsjahr 2019.
Vor den EKD-Synodalen in Würzburg erklärte Ratsmitglied Andreas Barner, der Mitglied des Finanzausschusses ist, dass die vorerst stabile finanzielle Lage Luft verschaffe, die "mittelfristige Ausrichtung der evangelischen Kirche zu planen und notwendige Maßnahmen umzusetzen". Welche Maßnahmen das genau sein werden, soll in einem "Begleitenden Ausschuss" herausgefunden werden, der die Finanzstrategie der EKD neu ausrichten soll und der auf der Synode 2019 seine Ergebnisse vorstellen wird. "Es geht darum, für die Zukunft Prioritäten zu setzen", sagte Andreas Barner. Ein Hinweis auf diese Prioritäten sei der Denkanstoß der EKD-Synode aus dem Jahr 2017 "Auf gutem Grund", der beispielsweise die Themen Digitalisierung und Klimaschutz aufgreift.
Seine erste Sitzung hatte der Begleitende Ausschuss für die zukünftige Finanzstrategie im Mai 2018, Andreas Barner leitet ihn: "Wir müssen wohlüberlegte Entscheidungen über die Ressourcenverwendung treffen." Eine große Chance sehe der Ausschuss in einer stärkeren Zusammenarbeit der Landeskirchen untereinander und der Landeskirchen mit der EKD, sagte Barner. "Erarbeitete Gemeinsamkeit ist besser als abgrenzendes Alleinsein."
1,3 Millionen Euro für Aufarbeitung sexualisierter Gewalt
Die erste Maßnahme des Finanzauschusses ist demnach, dass die EKD das Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg damit beauftragt hat auszurechnen, wie die EKD bis zum Jahr 2060 finanziell dastehen könnte. Die Ergebnisse des Forschungszentrums sollen auf der Synode im Herbst 2019 vorgestellt werden.
Für das Maßnahmenpaket für Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt, das die Bischöfin Kirsten Fehrs am Dienstag auf der EKD-Synode vorstellen wird, sind für das Jahr 2019 im Haushalt der evangelischen Kirche 1,3 Millionen Euro vorgesehen. Davon sollen zunächst zwei Studien und eine Anlaufstelle finanziert werden.
Neu im Haushalt ist außerdem, dass der Arbeitsbereich "Qualität im Gottesdienst" im Zentrum für evangelische Gottesdienst und Predigtkultur in Wittenberg weiterentwickelt wird. Wie viel Geld für das Projektteam "Kirche im digitalen Wandel" gebraucht wird, steht bisher noch nicht fest.
"Segensreiche" Hilfe für Geflüchtete
Der Vorsitzende des Haushaltsauschusses, Friedrich Vogelbusch, bedankte sich bei den Synodalen für eine Entscheidung aus dem Jahr 2015: Ab dem Jahr 2016 bis heute seien 66 Projekte aus dem EKD-Fond für Hilfe von Geflüchteten gefördert worden. Die 5,92 Millionen Euro, die für die Projekte geflossen seien, hätten Leben gerettet, neue Lebensanfänge ermöglicht und Hilfe vor Ort ermöglicht. Im Haushalt 2019 sind allerdings bisher keine weiteren Einzahlungen in den Fond vorgesehen. "Die sechs Millionen Euro waren eine Soforthilfe, ob und wie wir unser Engagement verstetigen können, muss noch besprochen werden", sagte Friedrich Vogelbusch.
Der größte Teilbetrag des Haushaltes 2019 geht mit 65 Millionen Euro an das Evangelische Werk Diakonie und Entwicklung (EWDE). Damit bekommt das EWDE knapp 4,2 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.
Für den Bereich "Leitung, Verwaltung, Versorgungsaufwendungen" gibt die EKD 52,9 Millionen Euro im Jahr 2019. Davon sind 42,8 Millionen Euro Personalkosten und Personalnebenkosten.
Der drittgrößte Block im Haushalt sind 25,3 Millionen Euro für die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr. Insgesamt 14,5 Millionen Euro werden für Pressearbeit und Publizistik verwendet. Davon erhält das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, zu dem auch evangelisch.de gehört, 12,6 Millionen Euro.
Die Aufgaben der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihrer 20 Landeskirchen mit rund 13.900 Kirchengemeinden verursachen Aufwände von knapp 12,3 Milliarden Euro jährlich. Wichtigste Einnahmequelle ist die Kirchensteuer: Sie lag im Jahr 2017 bei 5,6 Milliarden Euro.
Eine Übersicht über die Finanzen der EKD und das Verhältnis von Staat und Kirche findet sich unter kirchenfinanzen.de.