Die deutschen Lutheraner wollen mehr junge Menschen unter 30 in ihren Gremien und Synoden sehen. Außerdem möchten sie eine Jugendkonferenz vor der EKD-Synode und werden eine Kollekte der nächsten Jahre nutzen, um internationale Jugendbegegnungen zu fördern.
Die entsprechenden Beschlüsse der Generalsynode bei ihrer Tagung in Würzburg waren das Ergebnis der Beschäftigung mit dem Thema "Sage nicht: Ich bin zu jung" (Jer 1,7), analog zum Schwerpunktthema der EKD-Synode "Glaube junger Menschen".
Konkret soll die VELKD-Kirchenleitung prüfen, wie Menschen unter 30 über Berufungen und Wahlen stärker in den VELKD-Gremien vertreten sein können. Außerdem bittet die VELKD ihre Mitgliedskirchen darum, Menschen unter 30 auch in Gemeinden, Kirchenkreisen und Landessynoden mehr Chancen zur Mitarbeit zu geben und sie besser zu fördern. Das Ziel ist "eine verstärkte Beteiligung junger Menschen" auf allen Ebenen der Gliedkirchen.
Die Jugendkonferenz soll jeweils vor der verbundenen Synodentagung von EKD, VELKD und UEK zusammenkommen und die Themen dieser Synoden "aus der Perspektive junger Menschen" diskutieren, so dass die Ergebnisse in die Beratungen einfließen können. Der neugewählte Leitende Bischof der VELKD, Ralf Meister, hatte nach seiner Wahl einen ganz ähnlichen Vorschlag in den Raum gestellt. Die Umsetzung der Idee ist allerdings noch offen, dazu müssen die unterschiedlichen Versammlungsleitungen der VELKD, UEK und EKD miteinander reden.
Die Diskussion in der VELKD zeigte aber auch, dass die Einbindung jüngerer Menschen auf unterschiedliche Erwartungen stößt. Der Lutherische Weltbund, in dem die Mitgliedskirchen der VELKD alle Mitglieder sind, hat eine 40/40/20-Regel für die Anteile von Frauen, Männern und Menschen unter 30 in seinen Gremien. Auf dieses konkrete Ziel wollten sich die Synodalen in ihren Beschlüssen aber nicht einlassen. Immerhin wird die Kirchenleitung aufgefordert, die Möglichkeiten "in Anlehnung" an die Jugendquote des LWB zu prüfen. Eventuell nötige Änderungen des Kirchenrechts sollen dann spätestens im November 2020 beschlossen werden.
Theologisch interessant, aber weit weg von der Lebenswelt jüngerer Christen, war die Diskussion der VELKD zur Gottesdienstkultur. Der letztlich gefasste Beschluss sieht einen Prozess zur "Förderung der gottesdienstlichen Vielfalt" vor. Darin heißt es: "Neben der aufmerksamen Gestaltung der Tradition ist die Vielfalt der gottesdienstlichen Fest- und Feierformen von jungen Menschen als gleichwertige Kultur zu achten, zu unterstützen und weiterzuentwickeln." Um das "gleichwertig" gab es eine kurze Debatte, die zurückführte auf die Frage, was das Luthertum eigentlich ausmacht. Wenn ganz bestimmte Liturgien ein entscheidendes Merkmal für "lutherisch" sind, ist dieser Freibrief für junge Menschen natürlich problematisch. In der Abstimmung blieb die Generalsynode aber beim "gleichwertig".
In der Diskussion um junge Menschen war auch nicht immer klar, wer eigentlich gemeint ist: Jugendliche von 14-18 oder junge Erwachsene von 18-30? Es sind zwei unterschiedliche Gruppen, die beide gemeint sein können, wenn man über den "Glauben junger Menschen" spricht. Wenn die EKD-Synode das Thema bearbeitet, wird eine deutliche Begriffsabgrenzung dazu wichtig sein. Denn Konfirmanden oder junge Eltern haben ganz unterschiedliche Ideen davon, wie Kirche für sie sein muss.
Die Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) tagt vom 8. bis 10. November in Würzburg. Parallel tagt auch die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Anschließend tagt die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 11. bis 14. November. Schwerpunkte der Synodentagung werden die Themen Jugend und Kirche, Aufarbeitung von Missbrauch und die Digitalisierung der Kirche sein.