Strafanzeige wegen Missbrauchsskandals in katholischer Kirche

Strafanzeige wegen Missbrauchsskandals in katholischer Kirche
Nach Veröffentlichung der Studie zu Missbrauch in der katholischen Kirche hat eine Gruppe von Rechtsprofessoren laut einem "Spiegel"-Bericht Strafanzeige gestellt. Die Anzeige gegen unbekannt sei bei Staatsanwaltschaften im Bezirk jeder katholischen Diözese eingereicht worden, berichtet das Magazin. 

"Es gibt kein Recht der Kirche, ihre Institution von strafrechtlichen Eingriffen freizuhalten", zitiert der "Spiegel" aus der Anzeige. Der Gruppe gehören dem Bericht zufolge unter anderen der Passauer Strafrechtsprofessor Holm Putzke und das Mitglied des Deutschen Ethikrats, Reinhard Merkel, an. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte im September eine Untersuchung von Wissenschaftlern aus Mannheim, Heidelberg und Gießen über sexuellen Missbrauch von Minderjährigen von 1946 bis 2014 vorgestellt. Die Autoren erfassten 3.677 Opfer und fanden Hinweise auf 1.670 schuldige Kleriker.

Die Untersuchung habe "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte" für Straftaten geliefert, argumentieren die Professoren laut "Spiegel". Daher hätten die Behörden die unbedingte Pflicht, die Akten der Kirche sicherzustellen, zumal diese nichts mit kirchlicher Seelsorge zu tun hätten und nicht unter das Schweigerecht der Strafprozessordnung fielen: "Die Fakten der Studie rechtfertigen eine Durchsuchung sämtlicher Diözesen." 

 

Eine Umfrage des "Spiegels" bei Staatsanwaltschaften in allen 27 Diözesen ergab, dass bisher fünf Behörden Ermittlungen prüfen. Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) dringt ebenfalls auf juristische Aufklärung: "Es gibt keine Geheimarchive im Rechtsstaat", sagt sie dem Magazin. Wo ein Verdacht bestehe, müssten alle nötigen Ermittlungen erfolgen. "Die Kirche kann sich einer juristischen Aufklärung nicht verweigern", betonte die Ministerin.