Metropolit Augoustinos: Trauer über orthodoxe Spaltung

Metropolit Augoustinos
© epd-bild/Friedrich Stark
Metropolit Augoustinos, Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) beim beim 101. Katholikentag in Münster.
Metropolit Augoustinos: Trauer über orthodoxe Spaltung
Metropolit Augoustinos von Deutschland hat mit Trauer und Enttäuschung auf den Abbruch der Beziehungen zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel reagiert.

"Betroffen sind insbesondere die Kirchengemeinden in der sogenannten Diaspora, wo es ein Zusammenleben beider Patriarchate gibt, also etwa auch in Deutschland", erklärte der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland am Dienstag in Bonn auf Anfrage. Augoustinos, der Metropolit des Ökumenischen Patriarchats in Deutschland ist, rief dazu auf, die kirchlichen Spaltungen gewaltfrei zu lösen. Zugleich kritisierte er die russische Seite.

Bestrebungen in der Ukraine zur kirchlichen Unabhängigkeit

Hintergrund sind Bestrebungen in der Ukraine zur kirchlichen Unabhängigkeit von Russland. Diese werden vom Ehrenoberhaupt der Orthodoxen, dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I. (Istanbul), unterstützt. In dem Konflikt spielen aber auch politische Interessen eine große Rolle. Das Moskauer Patriarchat brach am Montag die eucharistische Gemeinschaft mit dem Patriarchat von Konstantinopel ab. Der Heilige Synod des Moskauer Patriarchats fasste in Minsk unter dem Vorsitz von Patriarch Kyrill I. einen entsprechenden Beschluss.

Nach den Äußerungen, die der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, in den letzten Tagen gemacht habe, sei diese Entscheidung zu erwarten gewesen, fügte der griechisch-orthodoxe Theologe Augoustinos hinzu: "Sie ist im Grunde eine Ausweitung des am 14. September 2018 gefassten Moskauer Beschlusses, Konzelebrationen von Bischöfen unserer Patriarchate zu unterlassen, und betrifft jetzt zusätzlich auch die Priester und Laien." Das heißt, russisch-orthodoxe Christen dürfen die Sakramente wie etwa das Abendmahl nicht in den Kirchen von Konstantinopel empfangen.



Metropolit Augoustinos gab sich unterdessen vorsichtig optimistisch. Die vielen guten Erfahrungen, die man in Deutschland in den wechselseitigen Beziehungen zwischen den orthodoxen Kirchengemeinden und Diözesen insbesondere nach der Überwindung des innerrussischen Schismas zwischen Moskauer Patriarchat und russischer Auslandskirche im Jahr 2007 und der Gründung der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland im Jahr 2010 gemacht hätten, "lassen mich allerdings an einer wesentlichen Verschlechterung des guten Miteinanders der orthodoxen Gläubigen, Priester und auch der Bischöfe in Deutschlands zweifeln".

Es gebe ähnliche Konflikte zwischen den Patriarchaten von Antiochien und Jerusalem, "die keine weitergehenden Konsequenzen haben, so dass ich für die Zukunft nicht pessimistisch denke", so Metropolit Augoustinos. Er rief mit Blick auf die Ukraine dazu auf, die "kirchlichen Spaltungen ekklesial, also nicht politisch, zu lösen". "Es muss gewaltfrei und effektiv geschehen. Dies ist die dezidierte und unwiderrufliche Absicht des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, das als Mutterkirche dazu berechtigt und, wie ich meine, auch verpflichtet ist, die erwachsen gewordene Tochter Ukraine in die Selbstständigkeit ziehen zu lassen. Dass die ältere Tochter Moskau das nicht einsieht, ist bedauerlich."

Wer ist die legitime Kirche des Landes?

Der Streit zwischen den beiden größeren ukrainisch-orthodoxen Kirchen, dem Moskauer Patriarchat und dem Kiewer Patriarchat, dreht sich um die Frage, wer die legitime Kirche des Landes ist. Die Ukraine ist ein stark christlich geprägtes Land. Die rund 43 Millionen Einwohner bekennen sich mehrheitlich zum orthodoxen Glauben. Unter den drei ukrainisch-orthodoxen Kirchen ist allein die des Moskauer Patriarchats weltweit anerkannt. Sie ist mit der Russischen Orthodoxen Kirche verbunden. Die Zahl der Gläubigen wird auf deutlich über 15 Millionen geschätzt.