Der in mehreren Medien veröffentlichte offene Brief wurde bislang von fast 5.700 Ärzten unterschrieben. Australien lässt aufgegriffene Bootsflüchtlinge nicht einreisen, sondern bezahlt Regierungen anderer Staaten dafür, dass diese die Flüchtlinge internieren.
In dem Flüchtlingszentrum auf Nauru befänden sich mehr als 100 Kinder, heißt es in dem Schreiben. Viele von ihnen seien ernsthaft krank und traumatisiert. Als Vertreter der australischen Ärzteschaft fühle man sich rechtlich und moralisch verpflichtet, sich um die jungen Migranten und deren Familien zu kümmern.
In der vergangenen Woche hatte auch die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" zum wiederholten Mal die rigide australische Flüchtlingspolitik angeprangert. Die psychische Verfassung der auf Nauru festgehaltenen Menschen sei verheerend, hieß es. Viele Kinder dort könnten kaum noch essen, trinken oder zur Toilette gehen. In den vergangenen elf Monaten hätten Selbstmordversuche und Selbstverletzungen unter Männern, Frauen und Kindern ein alarmierendes Ausmaß erreicht, kritisierte die Organisation. Letztlich wurde "Ärzte ohne Grenzen" von Naurus Regierung aufgefordert, die Insel innerhalb von 24 Stunden zu verlassen.
Seit Jahren stehen wechselnde australische Regierungen wegen ihrer Asylpolitik in der Kritik. Wer als Flüchtling keine gültigen Papiere hat, wird von der Marine abgefangen, zur Umkehr gezwungen oder außerhalb des Landes interniert. Die Bootsflüchtlinge, die Australien erreichen, kommen vor allem aus Südostasien, Sri Lanka, Afghanistan und dem Mittleren Osten.