Viele Landwirte könnten dieses Jahr nicht unbeschwert Erntedank feiern, erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Der heiße Sommer mit seiner Dürre habe für große Probleme gesorgt. Andere Menschen in Deutschland wiederum könnten keinen dankbaren Blick einnehmen, obwohl es ihnen materiell nicht schlechtgehe, beklagte der leitende Theologe der zweitgrößten Landeskirche.
"Viele Menschen in unserem Land fühlen sich bedroht von einer offenen Gesellschaft, und wenn sie nicht bereits in sozialer Not leben, dann ist ihre Weltsicht geprägt von Zukunftssorgen und Abstiegsängsten", erklärte Rekowski. Sie ahnten, dass das uneingeschränkte Wohlstandsversprechen nicht mehr uneingeschränkt für sie gelte.
Diese Unsicherheit wandle sich vielfach in Frustration, Wut und Hass. "Gesucht werden Sündenböcke und einige meinen genau zu wissen, wer die Mutter aller Probleme ist", sagte der rheinische Präses unter Hinweis auf Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), der die Migration als "Mutter aller Probleme" bezeichnet hatte.
Der Präses rief zu mehr Mitmenschlichkeit auf. "Grenzziehungen, Abschottungen und Hasskampagnen bringen uns dem Reich Gottes auf dieser Welt nicht näher." Gelebte Nächstenliebe befördere Licht und Helligkeit, "die uns zu glücklichen, zufriedenen und dann auch dankbaren Menschen werden lässt", betonte er.
Kirchengemeinden in ganz Deutschland feiern am ersten Sonntag im Oktober das Erntedankfest. In Gottesdiensten bedanken sich die Gläubigen für die Ernte eines Jahres und erinnern damit an die Verbindung von Mensch und Schöpfung. Die Altäre werden mit Feldfrüchten geschmückt.