Orgelbau und Orgelmusik hätten "eine strahlende Gegenwart und eine große Zukunft" auch in den modernsten Konzertsälen der Welt, betonte Böhmer. Bei der Auszeichnung der deutschen Musiktradition dürfe jedoch nicht in Vergessenheit geraten, dass die "Königin der Instrumente" ihren Ursprung vor mehr als 2.000 Jahren in Afrika habe. "Dem afrikanischen Kontinent haben wir die Kunst des Orgelbaus zu verdanken", bekräftigte die Beauftragte für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Irmgard Fellner.
Bei dem Festakt wurden auch die offiziellen Anerkennungsurkunden der Kulturorganisation der Vereinten Nationen an Vertreter des Bundes Deutscher Orgelbaumeister, der Gesellschaft der Orgelfreunde, der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands und des Bundesinnungsverbandes für das Musikinstrumenten-Handwerk übergeben. Die Aufnahme in das Unesco-Weltkulturerbe sei die höchste internationale Auszeichnung für das Handwerk, betonte Fellner. Das immaterielle Kulturerbe sei entscheidend dafür, dass Denkmäler und Städte lebendig bleiben.
"Königin der Instrumente"
Die Orgel wurde nach Angaben der deutschen Unesco-Kommission vor mehr als 2.000 Jahren in Ägypten erfunden und gelangte über Byzanz nach Europa. Deutschland zähle heute mit mehr als 50.000 Orgeln im Einsatz und rund 400 handwerklichen Orgelbaubetrieben mit mehr als 2.800 Beschäftigten weltweit zu den wichtigsten Ländern für Orgelbau und -musik, hieß es.
Die Liste des immateriellen Unesco-Kulturerbes umfasst weltweit insgesamt 399 Kulturformen. Darunter sind lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Gelistet sind zurzeit unter anderem das Genossenschaftswesen aus Deutschland, der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin und die italienische Geigenbaukunst.