Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, schrieb am Freitag an den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sowie an alle jüdischen Mitbürger: "Jahresübergänge laden dazu ein, innezuhalten, zurückzuschauen und Bilanz zu ziehen." Viele Entwicklungen der vergangenen Monate seien besorgniserregend. Dazu zähle auch die Zunahme antisemitischer Äußerungen und Ausschreitungen. Das jüdische Fest beginnt in diesem Jahr am Sonntagabend.
Innehalten, Zurückschauen und Bilanz ziehen
Der evangelische hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung und der hannoversche Landesbischof Ralf Meister gratulierten den jüdischen Gemeinden ebenfalls. Auch sie beklagten eine wachsende Judenfeindlichkeit in Deutschland. Jung nannte den Antisemitismus eine bedrückende Belastung für die jüdischen Gemeinden und die ganze Gesellschaft. "Ich verurteile dies entschieden und sehe uns verpflichtet, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um antisemitische Haltungen und Handlungen wirksam zu bekämpfen", betonte Jung.
Christlicher Glaube und Judenfeindlichkeit schließen sich aus
Meisters Ansicht nach bietet der Reformationstag am 31. Oktober, der in einigen Ländern gesetzlicher Feiertag ist, eine Gelegenheit, dem Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. "Der Reformationstag bietet die Chance, das Thema des christlichen Antisemitismus aufzugreifen und zu unterstreichen, dass sich christlicher Glaube und Judenfeindlichkeit ausschließen."
Auch der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, und der katholische Kölner Erzbischof, Rainer Maria Woelki, beglückwünschten die Juden zum Neujahrsfest. July schrieb: "Mit großer Sorge sehen wir, wie rasch sich durch die Parolen des Hasses Tausende auf die Straße locken lassen, wie Feindschaft gegen jeweils anders Glaubende, gegen Menschen anderer Herkunft und Hautfarbe um sich greifen und wie leicht sich daraus Gewalttätigkeit entwickeln kann."
Das jüdische Neujahrsfest Rosch Haschana wird den Angaben zufolge in diesem Jahr mit Beginn des Sonnenuntergangs am 9. September und am darauffolgenden Tag gefeiert. Es eröffnet nach jüdischer Zeitrechnung das Jahr 5779. Rosch Haschana findet immer 162 Tage nach dem ersten Tag des Passahfestes statt.
Juden feiern den Anfang der Schöpfung
An Rosch Haschana, übersetzt das "Haupt des Jahres", feiern die Juden den Anfang der Schöpfung. Das Neujahrsfest erinnert an den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel. Es ist wie in der christlichen Tradition auch eine Zeit des Bilanzziehens und der Gebete für eine gute Zukunft.