Klein sprach von einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe: "Wir dürfen die Bekämpfung des Antisemitismus nicht den Juden im Land überlassen." Die Sensibilität gegenüber Judenhass müsse in allen Bereichen erhöht werden. "Wir müssen uns als Gesellschaft von diesem Übel befreien", sagte Klein bei einem Symposium zu der im Juli von jüdischen Organisationen vorgestellten Grundsatzerklärung gegen Antisemitismus.
Schulen haben besondere Verantwortung
Eine besondere Verantwortung komme den Schulen zu, sagte Klein. Deshalb müsse die Auseinandersetzung mit antisemitischem Denken systematischer Gegenstand der Lehrerausbildung werden. Das Symposium stand unter der Fragestellung: "Was jetzt getan werden muss - Zum Stand der Umsetzung der Grundsatzerklärung zur Bekämpfung des Antisemitismus". Initiatoren waren das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) und die jüdische "Werteinitiative".
Der Sozialwissenschaftler Samuel Salzborn forderte angesichts einer wachsenden Bedrohung durch den Antisemitismus die Vernetzung aller demokratischen Kräfte in Deutschland. Antisemiten führten einen Kampf gegen die Moderne und gegen die Demokratie. Er vermisse die "laute Gegenrede der demokratischen Mitte", sagte Salzborn, der zurzeit am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin lehrt.
Lackmustest für die deutsche Demokratie
Der Bildungskoordinator beim JFDA, Carl Chung, sagte, beim Antisemitismus gehe es nicht nur um Juden und Israel. Vielmehr gehe es gegen die aufgeklärte, humanistische Gesellschaft. "Die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus ist der Lackmustest für die deutsche Demokratie", betonte Chung. Auch er bemängelte fehlendes Engagement der "demokratischen Mitte".
In der Grundsatzerklärung fordern jüdische Organisationen und Repräsentanten unter anderem von der Politik eine höhere Sensibilität gegenüber judenfeindlichen Äußerungen und Angriffen sowie konkrete Maßnahmen, unter anderem von Polizei, Justiz, Schulen sowie in der Jugend- und Flüchtlingsarbeit. Zudem wird darauf gedrängt, in der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus künftig Erfahrungen der Betroffenen ernst zu nehmen.