Das Urteil ist ein großer Erfolg für Homosexuelle und Transsexuelle in Indien, die seit Jahren die Abschaffung des Paragrafen 377 des indischen Strafgesetzbuches gefordert hatten. Richterin Indu Malhotra, die einzige Frau in dem fünfköpfigen Richtergremium, erklärte, die Mitglieder der homosexuellen Gemeinschaft hätten eine Entschuldigung verdient, nachdem ihnen ihre Rechte so lange Zeit vorenthalten wurden.
Geschichte der Legalisierung verlief turbulent
Die Geschichte der Legalisierung der Homosexualität in Indien verlief turbulent: In einem Urteilsspruch von Juli 2009 hatte ein Gericht in Neu-Delhi einen Teil des Paragrafen 377 des indischen Strafgesetzes gekippt und damit die Homosexualität legalisiert. Einvernehmlicher Sex zwischen zwei Erwachsenen könne kein Straftatbestand sein, argumentierten die Richter damals.
Entscheidung des Obersten Gerichtes ist endgültig
Doch 2013 wurde dieses Urteil revidiert, und der umstrittene Passus des Strafgesetzbuches von 1861 wurde wiederhergestellt. Die aus britischer Kolonialzeit stammende Regelung besagte, dass Sex, der "gegen die natürliche Ordnung" verstoße, im Extremfall sogar mit lebenslänglich bestraft werden kann. Verurteilungen wegen gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehrs zwischen Erwachsenen waren in Indien jedoch sehr selten. Die Entscheidung des Obersten Gerichtes ist nun endgültig und kann nicht mehr revidiert werden.
Das Urteil gilt auch deswegen als historisch, weil in der streng konservativen indischen Gesellschaft Homosexualität, ebenso wie vorehelicher Geschlechtsverkehr, oft tabu ist. In den vergangenen Jahren hat die schwul-lesbische Szene jedoch versucht, "die Mauer des Schweigens" mit Demonstrationen in den Metropolen zu brechen. Dennoch gibt es nur sehr wenige Inderinnen und Inder, die ihre Homosexualität öffentlich machen.