Der katholische Ordenspriester Heiner Wilmer (57) ist am Samstag in sein Amt als 71. Bischof von Hildesheim eingeführt worden. "Mir ist bewusst, dass ich meinen Dienst in einer für die Kirche herausfordernden Zeit antrete", sagte Wilmer bei seiner Bischofsweihe im Hildesheimer Mariendom. "Das schwerste und bitterste Thema ist für mich der Zusammenhang von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch in unserer Kirche."
Menschen brauchen Heilung und Hoffnung
Diesem Thema wolle er sich von Anfang an "mit aller Kraft" widmen. "Was die Menschen brauchen, ist Heilung und Hoffnung", so Wilmer. Zum 815 gegründeten Bistum Hildesheim zählen rund 600.000 Katholiken im östlichen Niedersachsen und Teilen des Landes Bremen.
Der 1961 in Schapen im Emsland geborene Wilmer war zuletzt Ordensgeneral der Herz-Jesu-Priester. Seit seiner Wahl zum Leiter des Ordens 2015 lebt er in Rom. Zuvor arbeitete er unter anderem als Lehrer und Schulleiter im Emsland, in Vechta und in New York. Der promovierte Theologe trat bereits nach seinem Abitur 1980 in den Orden ein und legte 1985 noch während seines Studiums das Gelübde ab. Wilmer ist auch Autor mehrerer Bücher.
Herausforderungen im Bischofsamt
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sprach in seiner Predigt ebenfalls von den Herausforderungen für das Bischofsamt. Neben der klaren und bestimmten Aufklärung und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs gehöre zu den Aufgaben auch, angesichts knapper Finanzen "mutig und visionär" zu sein. In Zeiten großer Unsicherheiten und auch von Ausschreitungen, müsse der neue Bischof Menschen Mut und Halt vermitteln, sagte Heße mit Blick auf die ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz.
Ehrlich, mutig, geschwisterlich und glaubensstark
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte als Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, die fünf Kirchen freuten sich über einen Bischof, "der mit uns neue Wege geht und dabei mutig über die konfessionellen Grenzen der Kirchen hinausschaut". Meister wünschte dem neuen Bischof, so zu wirken, wie er sei: "ehrlich, mutig, geschwisterlich und glaubensstark". Der evangelische Bischof fügte hinzu: "Wir freuen uns auf die gemeinsame ökumenische Wanderschaft."
Mehrere tausend Gäste, unter ihnen auch der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), verfolgten den Gottesdienst, der auch live im Internet übertragen wurde. Weil erinnerte an die gemeinsame Verantwortung des Staates und der Kirchen für eine gerechte Gesellschaft. Mit Blick auf Chemnitz unterstrich der Ministerpräsident, dass "eine Gesellschaft der Nächstenliebe" noch in weiter Ferne sei. "Wir werden noch viel mehr gemeinsam dafür tun müssen, dass diese Gesellschaft zusammenbleibt und Nächstenliebe wirklich ein Motto für uns alle werden wird."