Verbände: Freiwilligendienst ist nichts für Arme
Freiwilligendienste sind Sozialverbänden zufolge nur für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe attraktiv. Bei den Freiwilligendiensten seien besonders viele Abiturienten engagiert, Realschüler und Hauptschüler dagegen unterrepräsentiert, sagte eine Sprecherin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Auch treffe man dort kaum Menschen mit Migrationshintergrund an. "Da sind wir noch kein Abbild der Gesellschaft", sagte sie. Ähnlich äußerte sich der Bundesarbeitskreis für das freiwillige soziale Jahr (FSJ).
"Viele junge Menschen, die nicht in einer gutsituierten Akademikerfamilie groß geworden sind, stehen unter dem Druck, Geld zu verdienen", sagte Jaana Eichhorn vom Bundesarbeitskreises. Für sie seien die Hürden groß, ein Jahr lang aus dem Arbeitsleben auszusteigen. "Wir sollten die freiwilligen Dienste finanziell ausstatten wie den früheren Zivildienst", forderte Eichhorn.
Beim FSJ Kultur ist der Anteil an Abiturienten den Angaben zufolge mit 90 Prozent am höchsten. Dort sieht man Taschengeld für Freiwillige, das maximal 390 Euro im Monat beträgt, sehr kritisch. "Alleinerziehende Mütter und Empfänger von Arbeitslosengeld II müssen draufzahlen, wenn ihr Kind einen Freiwilligendienst leistet und noch zu Hause wohnt", sagte eine Sprecherin.
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Nach Ansicht von Annegret Kramp-Karrenbauer spricht die soziale Kluft beim FSJ für einen verpflichtenden Dienst: "Das wäre ein Argument für eine allgemeine Pflicht. Jeder soll das machen können, unabhängig vom Geldbeutel", sagte die CDU-Generalsekretärin. "Man muss darüber reden, wie das bezahlt wird." Der Dienst sei "ein wichtiger Kitt, der uns zusammenhält. Der lohnt, dass man darüber sehr sorgfältig spricht."
Wenn am Ende der Debatte doch keine Pflicht eingeführt werden solle, müsse man die freiwilligen Angebote stärker in den Blick nehmen, so die CDU-Generalsekretärin: "Was zahlen wir, was sind Anreize, wie kann das attraktiver werden?" Kramp-Karrenbauer hatte vor einer Woche eine Debatte darüber angestoßen, ob junge Leute zu einem Dienst verpflichtet werden sollen.