Bei dem Besuch des für Sport zuständigen Bundesinnenministers in Russland sei wichtig, ob er schwierige politische und sportpolitische Fragen anspreche und Bilder vermeide, mit denen er vereinnahmt werde.
"Gleichzeitig finde ich es wichtig, bei aller berechtigten politischen Kritik nicht den Sport und die Sportler aus dem Blick zu verlieren", sagte der Kirchenpräsident. An die Sportler und die Funktionäre dürften keine "übertriebenen Erwartungen in aktuellen Fragen" gerichtet werden: "Sie können politische Versäumnisse nicht aufarbeiten."
Die Kirchen könnten bei der Fußball-WM auf Menschenrechtsverletzungen oder die aggressive Politik Russlands hinweisen. "Ich sehe das aber realistisch", sagte Jung. "Wir sind keine Welt-Werteagentur, die mit erhobenem Zeigefinger moralische Appelle von sich gibt, worauf sich alles ändert. Das schafft ja noch nicht einmal die UN."
Scharf sprach sich der EKD-Sportbeauftragte gegen Doping aus, das in den vergangenen Jahren bei vielen russischen Sportlern nachgewiesen wurde. "Doping ist ein klarer Verstoß gegen die Verpflichtung, Solidarität und Fair Play im Sport einzuhalten", sagte Jung. Es sei Betrug, der auch strafrechtlich verfolgt werden müsse. Die Anti-Doping-Gesetze seien unwirksam, wenn die Ermittlungen nicht auf diejenigen ausgeweitet würden, die den Sport organisieren. "Es braucht vermutlich auch konsequentere Ermittlungsarbeit gegen Funktionäre und Mediziner", sagte der Kirchenpräsident.
Bezüglich der Vergabe der Fußball-WM forderte Jung mehr Transparenz. "Bei der Bewertung einer Bewerbung sollte die politische Situation - vor allem hinsichtlich der Menschenrechte - intensiver diskutiert und bewertet werden", sagte er. Der Weltfußballverband Fifa werde dieser Verantwortung seit Jahren nicht mehr gerecht, kritisierte der EKD-Sportbeauftragte. Die nächste Fußball-WM 2022 findet im arabischen Golfstaat Katar statt.