„Adrian Schuler, Sie werden heute in die evangelische Kirche aufgenommen. Deshalb frage ich Sie: Wollen Sie getauft werden?“ Pfarrerin Kerstin Marx stellt die Frage mit klarer Stimme an den jungen Mann im dunkelblauen Sakko. Mit seinem Taufpaten und seiner Freundin steht er am Taufbecken in der evangelischen Kirche Heusweiler im Saarland. Gerade ist hier in der Abendandacht Anna-Lena getauft worden, wenige Wochen alt, im weißen Taufkleidchen. Jetzt ist Adrian an der Reihe. „Ja, ich will getauft werden“, antwortet der junge Mann ohne Zögern. Dann beugt er sich über das Taufbecken und Pfarrerin Marx spricht die Taufworte, während sie seinen Kopf dreimal mit Wasser benetzt. Anschließend legt sie Adrian die Hände auf zum Segen.
Jetzt ist Adrians Pate dran, ein Freund. Er spricht Segenswünsche für den Täufling und zündet die Taufkerze für ihn an. Dann nehmen alle wieder in der Kirchenbank Platz und singen mit der Gemeinde das Lied, das Adrian sich ausgesucht hat: ein irischer Segen.
„Ich war schon aufgeregt, aber jetzt fühle ich mich erleichtert“, sagt Schuler als der Gottesdienst zu Ende ist und Freunde und Angehörige ihm gratulieren. Hinter ihm liegt ein langer Weg der Entscheidung. Denn er ist in einer Familie aufgewachsen, die der Kirche ablehnend gegenüberstand. „Meine Erziehung war antikirchlich, wenn auch nicht wirklich antichristlich“, berichtet er. Kirche sei für ihn als Kind ein Feind gewesen.
Mit dem Thema Glaube und Kirchenmitgliedschaft kam er in Berührung, als er seine Ausbildung zum Altenpfleger machte – bei einem evangelischen Träger in Saarbrücken. Sein Chef legte ihm nahe, sich taufen zu lassen, wenn er weiter in dem kirchlichen Altenheim arbeiten wolle. Ein zäher innerer Kampf begann. „Verbiegst du dich, und das nur wegen deiner Arbeitsstelle, wenn du dich zur Taufe entschließt?“, habe er sich immer wieder selbstkritisch gefragt. Denn die Arbeit in der Pflege macht ihm Spaß. „Ich habe hier meine Erfüllung gefunden. Und ich will die alten Menschen nicht nur pflegerisch betreuen, sondern ihnen auch seelischen Halt geben“, sagt er, und seine Augen strahlen.
Einen weiteren Anstoß erhielt er nach dem Tod eines guten Freundes und gläubigen Menschen. Adrian Schuler fing an, in der Bibel zu lesen. „Da ist mir plötzlich ein Licht aufgegangen“, schildert er. Er habe erfahren, dass der Glaube ihm Gewissheit, innere Ruhe und Schutz geben könne. Nach langem Ringen mit sich selbst stand dann schließlich für ihn fest: „Ich gehe zur Taufe, nicht weil mein Arbeitgeber es von mir verlangt, sondern weil ich es selber möchte.“
Es folgten Taufgespräche mit Pfarrerin Marx, sieben an der Zahl. „Diese Gespräche haben mir die Angst vor dem Schritt genommen“, sagt Schuler rückblickend. Seinen eher ungewöhnlichen Taufspruch hat er sich selbst ausgesucht. „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“ (Math. 7,3). Dieser Vers spiegele ihn ein stückweit wider, unterstreicht Schuler. Auch seine Freunde – „die meisten sind katholisch“ – bestärkten ihn in seinem Entschluss. Und sie bereiteten Adrian Schuler an seinem Tauftag ein Fest. Wie hatte sein Pate bei der Zeremonie gesagt: „Möge der Glaube an Gott eine Stütze sein für dein Leben.“
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