Lauterbach: System der Organspende ist "wirkungslos"
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält das bestehende System der Organspende in Deutschland für "wirkungslos". "Als Politiker und als Arzt plädiere ich für die Einführung einer Widerspruchslösung. Nur damit ist der Quantensprung möglich, den wir bei den Spenderzahlen brauchen", sagte der Bundetagsfraktionsvize dem Evangelischen Pressedienst (epd). Jeder, der einer Organspende nicht ausdrücklich widerspreche und diese Entscheidung in einem Register eintragen lasse, müsse als Spender infrage kommen, sagte Lauterbach.
Die Zahl der Organspenden war 2017 nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren gefallen. Sie lag im Bundesdurchschnitt bei 9,7 Spenden pro eine Million Einwohner. "Nach diversen Organspende-Skandalen lässt sich ein einmal gestörtes Vertrauen nur sehr schwer wieder herstellen", sagte Lauterbach kurz vor dem Tag der Organspende am Samstag. "Da helfen auch gut gemeinte Werbekampagnen nichts." Ohne einen Wechsel zu einer Widerspruchslösung "werden wir nie wieder die Spenderzahlen von früher erreichen", so Lauterbach weiter.
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Der Gesundheitsexperte verlangte außerdem, den Kliniken mehr Geld für Organentnahme und -transplantation zu zahlen. Das werde auch helfen, den Transplantationsbeauftragten in den Kliniken größere Bedeutung und mehr Anerkennung zu verleihen. "Sie sind die wichtige Schnittstelle zwischen Patienten und deren Familien und den Krankenhäusern. Mit einer entsprechenden Ausbildung könnten sie maßgeblich zur Entstehung einer Organspendekultur wie in anderen Ländern beitragen", sagte Lauterbach.
Die meisten Organspender im Verhältnis zur Bevölkerungszahl gibt es laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation in Spanien, Kroatien, Portugal und Belgien, die allesamt eine Widerspruchslösung eingeführt haben.