Vom 1. Juni an müssen im Eingangsbereich der Dienstgebäude des Freistaats Kreuze angebracht sein. Dies löste eine Debatte zur Bedeutung des Kreuzes aus, an der sich Politiker und leitende Geistliche von evangelischer wie katholischer Kirche beteiligten, darunter Bedford-Strohm.
Der EKD-Ratsvorsitzende, der auch bayerischer Landesbischof ist, habe sich zwar mit Bezug auf den Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) von der "einseitigen Okkupation des zentralen christlichen Symbols durch die Politik" distanziert, resümiert Graf. Doch auf "trennscharfe theologische Begriffe scheint er in Sachen 'Kreuz' verzichten zu wollen", wirft Graf dem Ratsvorsitzenden vor. Bedford-Strohm habe sich theologisch "irritierend unklar" geäußert.
Anders sei die Reaktion einiger katholischer Geistlicher in Bayern ausgefallen, so Graf mit Blick auf die Äußerungen des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick und des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Lutherische Protestanten erlebten "nun einen Kardinal, der den religiösen Eigensinn des Kreuzes ungleich entschiedener verteidigt als ihre eigene Kirchenführung", schreibt Graf.
Zu klären sei, ob es dem Christentum im Land gut tue, wenn sich der Staat seines zentralen Symbols bediene, mahnte Graf. Ein wichtige Frage ist seiner Meinung nach außerdem, ob der Freistaat die Mehrheitsreligion symbolpolitisch privilegieren dürfe. Friedrich Wilhelm Graf war vor seiner Emeritierung Ordinarius für Systematische Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München.