Wer etwa für sein Brot den doppelten Preis zahle, ermögliche Kunden mit wenig Geld, eines kostenlos mitzunehmen. Für die bezahlten Waren würden gut sichtbar in den Filialen Wertbons platziert, die dann von anderen Besuchern nach gewissen Regeln an der Kasse eingelöst werden könnten.
"Was wir hier gegen Armut machen, ist ein Tropfen auf den heißen Stein - aber es ist mal ein anderer Tropfen" betonte Müller-Brandes. Konkret sei das Projekt als Hilfe aus dem Stadtteil für den Stadtteil gedacht. In einer Bäckerei statt einem Brot zwei zu bezahlen, sei für viele Menschen ohne weiteres zu leisten, sagte der Theologe. "Das ist dann zwar eine anonyme Spende, aber es zeigt trotzdem, dass einem die Menschen im direkten Umfeld nicht egal sind." In Linden solle die "TeilBar" zunächst im Kleinen erprobt werden. "Wir haben aber nichts dagegen, wenn das Beispiel Schule macht und sich anderswo weitere Betriebe an der Idee beteiligen."
Die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf (SPD), nannte es "eine besondere Geste, Brot zu teilen". Vor allem Alleinerziehende und Ausländer seien verstärkt von Armut betroffen. Beide Gruppen seien in Linden übermäßig stark anzutreffen, daher falle das Projekt im Stadtteil auf besonders fruchtbaren Boden. "Das unkomplizierte Angebot ist eine gute Hilfe für die von Armut betroffenen."
Der Geschäftsführer der Bäckerei, Marco Langrehr, sagte, zum Auftakt habe sein Personal die Erfahrung gemacht, dass vor allem Menschen das Angebot nutzten, um zu helfen. "Wir werden allerdings niemanden danach bewerten, ob er hilft oder Hilfe in Anspruch nimmt", betonte Langrehr. Er habe auch schon einige kritische Stimmen gehört. Etwa dass Kunden befürchteten, jemand könne das System ausnutzen oder die Bäckerei nutze Armut als Marketing-Mittel: "Davon lassen wir uns aber nicht abhalten, Menschen in Armut zu helfen."