Sie zu verdrängen oder zu beschönigen tauge nicht, sagte Schneider (70) am Freitag zur Eröffnung der neunten Bremer Kongressmesse "Leben und Tod". "Wer alle Sterbe- und Todeserfahrungen zu vermeiden und zu verdrängen sucht, ist naiv, bleibt unreif - ist letztendlich beziehungsunfähig. Er banalisiert sein Leben und verfehlt sein Glück."
Der Tod zeige nicht nur die Grenzen irdischen Glücks auf, sondern eröffne auch Perspektiven für das, was im Leben wirklich zähle, sagte Schneider auch aufgrund persönlicher Erfahrungen. Seine jüngste Tochter Meike ist mit 22 Jahren an Leukämie gestorben. Gottvertrauen über den Tod hinaus lasse Menschen im Blick auf ihre Endlichkeit zuversichtlich leben und hoffnungsvoll sterben, betonte der Theologe. Die Bibel "und das Vertrauen auf Gottes Lebensmacht, die stärker als der Tod ist" bezeichnete er für sich als Kraftquelle beispielsweise in der Begleitung sterbender Menschen.
Schneider unterstrich die Bedeutung von Friedhöfen für Trauer und Begegnung. "Die Gräber unserer Verstorbenen können Orte liebevoller Erinnerungen und Orte lebendiger Hoffnung sein", bekräftigte er und fügte hinzu: "Weil Gott das letzte Wort über alles Leben und Sterben behält, können wir Menschen mit Leib und Seele unseren Tod und unsere Vergänglichkeit akzeptieren." Schneider war von 2010 bis 2014 EKD-Ratsvorsitzender und von 2003 bis 2013 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Noch bis Samstag geht es auf der "Leben und Tod" an Messeständen sowie in Vorträgen und Workshops um alle Bereiche des Sterbens, der Trauer und des Abschieds. Nach Angaben der Organisatoren präsentieren 141 Aussteller Produkte und Dienstleistungen. Fast 70 Vorträge und Workshops stehen auf dem Programm.
Die Messe ist in ihrer Art einzigartig in Deutschland. Sie hat sich über die Jahre hinweg zu einem Treffpunkt für haupt- und ehrenamtlich Tätige in Hospiz, Pflege, Palliativarbeit, Seelsorge, Trauerbegleitung und Bestattungskultur entwickelt. Im vergangenen Jahr kamen bei 135 Ausstellern rund 4.300 Besucher.