Dabei gehe es neben der Bach-Pflege im Kreis um Prinzessin Anna Amalie von Preußen und in den Berliner Salons um 1800 auch um den Einfluss früher Bach-Interpretinnen auf heutige Hörgewohnheiten. Hintergrund sei, dass in der Schaffenszeit des gebürtigen Eisenachers Johann Sebastian Bachs (1685-1750) die Frauen begannen, sich aus der ihnen zugedachten Rolle von "Gehülfinnen" ihrer Ehemänner zu emanzipieren, erklärte das Museum die Intention für die neue Sonderausstellung. Wie umstritten das neue Frauenbild damals war, zeige zum Beispiel der Erstdruck der Liedersammlung "Singende Muse an der Pleiße" von 1736 mit dem darin enthaltenen Lied "Ihr Schönen, höret an".
Es handele sich dabei um einen derb-humorvoller Beitrag zur damaligen Diskussion um die Öffnung des Studiums für Frauen, zu dem Bach die Melodie beigesteuert haben soll. Die Universitäten, heißt es darin, müssten "erröten, wenn Doris disputiert und Amor präsidiert" oder "Ich sterbe vor Vergnügen, wenn ihr anstatt der Wiegen, euch den Catheder wählt, statt Kinder Bücher zählt".
Beim Erscheinen sei es wohl zu einem Skandal gekommen. Die Seite wurde aus dem Buch geschnitten und eine andere mit einem unverfänglichen Lied eingeklebt. Neben dem Bachhaus in Eisenach besäßen nur die Universität der Künste in Berlin und die British Library in London unzensierte Exemplare, machte das Museum auf die Ausstellung neugierig.