"Judentum ist viel mehr als die Schoah. Und es ist etwas anderes als der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern", sagte Schuster am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung einer neuen Internetseite mit Informationen über das Judentum für Schulen. Initiatoren der kommentierten Materialiensammlung sind der Zentralrat und die Kultusministerkonferenz (KMK).
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) erklärte als KMK-Vorsitzender, die neue Internetseite werde "einen wichtigen Beitrag für Verständnis und Abbau von Vorurteilen" leisten. Bildung alleine könne zwar nicht garantieren, "dass die dünne Decke unserer Zivilisation hält, aber sie ist grundlegende Voraussetzung". Mit der Materialsammlung solle Judentum in seiner Vielfalt erfahrbar gemacht werden, so Holter weiter. Es gehe um die Vermittlung eines "lebendigen und authentischen Bildes vom jüdischen Leben heute" und einer differenzierten Betrachtung der jüdischen Religion.
Seit Mittwoch steht die Internetseite Schulen bundesweit zur Verfügung. Sie wurde im Rahmen einer Tagung präsentiert und soll für eine bessere Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur im Schulunterricht sorgen. Unter anderem enthält sie Informationen über außerschulische Begegnungsprojekte und präsentiert zahlreiche Quellensammlungen. An der Tagung nahmen unter anderem auch Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, teil.
Schuster rief Schulen auf, antisemitische Vorfälle nicht unter den Teppich zu kehren, um den guten Ruf zu wahren. Die neuen Unterrichtsmaterialien seien kein Patentrezept gegen Antisemitismus an Schulen. Ein solches gebe es nicht. "Doch wir möchten die Lehrerinnen und Lehrer handlungs- und sprechfähig machen", betonte Schuster. Er appellierte an die Schulbehörden in den Ländern, die Unterrichtsmaterialien zu verbreiten. Zudem müssten Judentum und Antisemitismus "stärker und verpflichtend" Gegenstand der Lehrerausbildung und -fortbildung gemacht werden. Die Geschichte und Kultur Deutschlands sei ohne das Judentum nicht denkbar, betonte der Zentralratspräsident.