Der Protest richtete sich gegen eine Kundgebung der Dortmunder rechtsextremen Partei "Die Rechte" unter dem Slogan "Europa Erwache". Zur Gegendemo hatte der Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus aufgerufen, ein Zusammenschluss von Kirchen, Gewerkschaften und Verbänden. Zusammen habe man ein Zeichen gegen Rechtsextremen gesetzt, sagte deren Sprecher Friedrich Stiller.
Der evangelische Pfarrer warf der rechtsextremen Partei "Die Rechte" vor, sich mit ihrem Aufmarsch-Slogan des Vokabulars der Nationalsozialisten zu bedienen. "Die Worte erinnern an das menschenverachtende Lied 'Deutschland erwache'", sagte er. Rund 600 Rechtsextremisten nahmen laut Polizei an der Demo der Partei teil.
Die Dortmunder DGB-Vorsitzende Jutta Reiter betonte, dass für ein gemeinsames Europa nationalistische Bestrebungen überwunden werden müssten. Zugleich gehöre es auch zu den Aufgaben der Europäischen Union, soziale Fragen wie beispielsweise die Jugendarbeitslosigkeit stärker in den Blick zu nehmen. Der Europaparlamentarier Dietmar Köster (SPD) nannte es "eine Schande, wenn Nazis durch die Stadt ziehen". Er forderte zur Solidarität mit Flüchtlingen auf, die in Europa ein neues Zuhause suchen.
Der Europaabgeordnete der Grünen, Sven Giegold, warnte davor, dass angesichts wachsender rechtspopulistischer Strömungen auch die demokratischen Parteien "anfangen, wie Nazis zu reden". Das könne nicht die richtige Antwort auf die Herausforderungen populistischer Bewegungen sein. Giegold sagte, es gelte, die EU zu verteidigen. Dabei müsse man in Europa allerdings auch drängende gesellschaftliche Fragen angehen.
Weitgehend friedlicher Verlauf
Die Gegenkundgebung hatte am Samstag mit Glockengeläut und einer "PROTESTantischen Andacht" vor der evangelischen Pauluskirche in Nähe der genehmigten Neonazi-Demo begonnen. "Wir sehen uns in der Pflicht, dagegen laut Nein zu sagen und unseren Protest mit dem Glockengeläut weithin hörbar zu machen", sagte Pfarrer Friedrich Laker von der Pauluskirche in der Dortmunder Nordstadt." Damit sollten auch Nazi-Parolen übertönt werden.
Schon seit den frühen Morgenstunden war die Polizei mit mehreren Tausend Beamten im Einsatz, um Neonazis und Gegendemonstranten räumlich voneinander zu trennen. Mehrere Hubschrauber und Wasserwerfer waren im Einsatz. Die westliche Innenstadt rund um den Hauptbahnhof wurde in der Zeit für den Autoverkehr gesperrt.
Die von der Polizei befürchteten Zusammenstöße zwischen Rechtsextremen und Antifa blieben weitestgehend aus. In der Innenstadt waren den Angaben nach rund 2.000 Anhänger autonomer oder antifaschistischer Gruppen unterwegs. Sie ignorierten nach Angaben eines Sprechers der Gewerkschaft der Polizei mehrfach Polizeisperren. Vereinzelt sei es auch zu Übergriffen gekommen, teilte die Polizei mit.