Erst Ende März sei der Täter unangemeldet beim sozialpsychiatrischen Dienst erschienen und habe ein selbstverfasstes Schreiben vorgelegt, erläuterte der Münsteraner Oberbürgermeister. Im Gespräch und aus dem Inhalt des Schreibens hätten sich aber keine Hinweise auf eine unmittelbar drohende Suizidgefahr oder Fremdgefährdung ergeben: "Wir haben keine Chance gehabt, die Tat zu verhindern." Details aus den Schreiben wollte Lewe nicht preisgeben. Unbeantwortet ließ er zudem die Frage, woher die Waffe stammte, mit der der Mann sich erschoss. "Das ist Sache von Polizei und Staatsanwaltschaft."
Am Samstagnachmittag hatte ein 48-Jähriger einen Campingbus in eine Menschenmenge vor einem Lokal in der Münsteraner Altstadt gesteuert. Dabei wurden zwei Menschen getötet und 25 verletzt, einige von ihnen schwer. Drei Menschen schweben den Angaben zufolge noch in Lebensgefahr. Der Fahrer erschoss sich am Ort des Geschehens. Laut Angaben der Polizei war der Mann psychisch labil und hatte Selbstmordabsichten.
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte die für Dienstag geplanten Warnstreiks im öffentlichen Dienst in Münster aus Anteilnahme für die Opfer größtenteils abgesagt. Nur vereinzelt wurden Kitas bestreikt. OB Lewe dankte erneut für die große Anteilnahme und Solidarität. "Aus der ganzen Welt haben Menschen ihre Verbundenheit mit den Opfern und der Stadt zum Ausdruck gebracht", sagte der CDU-Politiker. Er sei auch dankbar "für den gelebten Zusammenhalt in unserer Stadt in solchen Krisensituationen": "So etwas kann nicht eingeübt werden." In einem Telefonat habe Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier am Montag ebenfalls das besonnene Vorgehen der Stadt gelobt.
Der Ort des Geschehens - das Denkmal "Kiepenkerl" in der Altstadt und die benachbarten Gaststätten - stehe symbolisch für die Fröhlichkeit der Stadt Münster, sagte der Oberbürgermeister. Mit den Gaststätten dort habe er sich bereits verständigt, nicht allzu viel Zeit verstreichen zu lassen, bis die Lokale wieder geöffnet werden.
Überprüfung des Sicherheitskonzepts vor Katholikentag
Mit Blick auf den Katholikentag, der vom 9. bis 13. Mai in Münster zu Gast sein wird, betonte Lewe, der auch Präsident des Deutschen Städtetags ist, dass Kommunen und Sicherheitsbehörden eng zusammenarbeiteten und gemeinsam entschieden, wo Absperrungen sinnvoll sein könnten. "Aber nicht jede Straße und jeder Platz mit vielen Menschen lässt sich durch Barrieren sichern", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag). Sicherheitskonzepte würden vor dem Katholikentag intensiv überprüft, aber hundertprozentige Sicherheit lasse sich nicht erreichen. Innenstädte sollten offenbleiben.
Die Traumaambulanz der Universität Münster hat derweil eine telefonische Sprechstunde für Betroffene eingerichtet. Bis Ende April sind zwei Psychotherapeuten täglich zwischen 12 und 13 Uhr unter der Telefonnummer 0251/8334132 erreichbar, wie die Hochschule mitteilte.