Zugleich warnte er am Sonntag im Berliner Dom davor, Arme und Schwache aus der Gesellschaft auszugrenzen. Jeder Mensch müsse spüren und erfahren, dass er Teil dieser Gesellschaft sei, "dass er gewollt ist, dass er gebraucht wird, dass er einfach sein darf, dass er eine Würde hat", sagte der Ratsvorsitzende laut Manuskript. "Dass alle Menschen in unserer Gesellschaft, auch die schwächsten und verletzlichsten, in diesem Gefühl leben können, das ist die große Aufgabe in Politik und Gesellschaft der nächsten Jahre."
Bedford-Strohm warnte vor den Folgen, die sich aus der Ausgrenzung ergäben. Es sei schlimm, wenn Menschen reduziert würden auf das Erfüllen einer bestimmten Funktion, ohne die sie nichts wert seien, und wenn sie danach beurteilt würden, ob sie gesellschaftlichen Normen entsprächen. Hier könne man die "Radikalität der Ostererfahrung" gar nicht stark genug betonen, erklärte der Ratsvorsitzende, der zugleich bayerischer Landesbischof ist.
"Wenn Jesus wirklich lebt und heute in uns wirkt, dann ist der Weg aus dem Dunkel der Ausgrenzung tatsächlich gewiesen", sagte Bedford-Strohm. Denn die Liebe Jesu, "das radikalste Gegenprogramm zur Ausgrenzung, das man sich vorstellen kann", habe am Ende gesiegt. Die Osterbotschaft, bei der Jesu Auferstehung gefeiert wird, wecke in ihm nicht nur die Freude über den Sieg des Lebens über den Tod, sondern auch "darüber, dass die Welt nicht so bleiben muss, wie sie ist", erklärte Bedford-Strohm.
Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge hat Christen zum Widerspruch gegen Hassprediger, menschenverachtende Meinungen und Hetze aufgerufen. "Wenn wir dem Leben dienen wollen, das an Ostern neu geschaffen wurde, müssen wir allen Kräften entgegentreten, die es darauf anlegen, Menschen gegeneinander aufzubringen", erklärte Dröge am Sonntag in seiner Osterpredigt in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche.
Die Hetze gegen Menschen, die pauschale Abwertung von Religionen und die Verunglimpfung von bestimmten Menschengruppen - "diese Unkultur hat in den letzten Jahren erschreckend zugenommen", sagte Dröge weiter. Mit Blick auf die AfD ergänzte er, "seit eine Partei, die diese Form von Hetze zu ihrem Markenzeichen gemacht hat nun auch noch im Bundestag vertreten ist, erscheint es manchem Bürger, mancher Bürgerin als zunehmend normal, in einer solchen verrohten Gesellschaft zu leben".
"Antisemitismus bleibt Gotteslästerung"
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat in seiner Osterpredigt vor Antisemitismus gewarnt und die Verbindung zwischen Christen und Juden unterstrichen. "Ich betone das, weil das Aufflammen des Antisemitismus in Europa niemals eine theologische Begründung haben darf", sagte er am Ostersonntag in der Marktkirche in Hannover. "Antisemitismus bleibt Gotteslästerung."
Der evangelische Theologe wandte sich gegen Versuche, Menschen wegen ihrer Religion gesellschaftlich auszugrenzen. Christen verstünden das Osterfest als Hoffnungssignal für alle Menschen, sagte er. "Ostern ist eine Befreiung nicht nur für Christinnen und Christen."
Meister erinnerte daran, dass zeitgleich mit Ostern in diesen Tagen das jüdische Pessachfest gefeiert wird. Die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu hätten zur Zeit des Pessachfestes stattgefunden. Jesus selbst sei Jude gewesen. "Ich betone das, weil gerade die Osterfesttage über viele Jahrhunderte ein klassischer Anlass waren, um die Anklage gegenüber jüdischen Gemeinden zu wiederholen, sie hätten den Heiland getötet.
Parteilichkeit als Kompliment
Ostern und die Auferstehung Jesu stehen nach den Worten des rheinischen Präses Manfred Rekowski für eine Botschaft, "die die Dinge auf den Kopf stellt". "Da kann man es mit der Angst zu tun bekommen: Veränderung, neue Lebensverhältnisse, nichts bleibt, wie es ist", sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland laut Predigttext am Ostersonntag in Wesel. Allerdings liege darin vielmehr ein Grund zur Freude.
"Gott wird die Unrechtsverhältnisse umkehren, die auf Unrecht gegründeten Machtverhältnisse auf der Erde einstürzen lassen, er will das Obere nach unten und das Untere nach oben kehren", sagte der leitende Geistliche der zweitgrößten Landeskirche. Gott hänge zu Recht der Ruf an, eine besondere Zuneigung für die Benachteiligten zu hegen und ihnen zum Recht verhelfen zu wollen. "Und wenn man unserer Kirche heute bisweilen diese 'Parteilichkeit' vorwirft, dann ist das für mich ein Kompliment und keine ernst zu nehmende Kritik", betonte Rekowski.