Er wolle kein Geld von der rechtspopulistischen Partei, "wenn sie versucht, unseren Auftrag umzudeuten, christliche Nächstenliebe anders zu definieren und Grenzen in der Zuwendung zum anderen zu ziehen", sagte Stolte. Das passiere zum Beispiel, wenn die Spende nur für bedürftige Deutsche einzusetzen wäre. Dann käme sie jedoch nicht mehr allen Bedürftigen zugute. Man akzeptiere nicht, dass Spender zwischen guten und falschen Bedürftigen unterschieden.
Der Diakoniechef verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Erfahrungen der Sonneberger Tafel in Thüringen zum Jahresende 2017. Die öffentliche Debatte darüber, ob es richtig sei, die Spende eines AfD-Mandatsträgers zurückzuweisen, habe einen klaren Effekt erzielt. Es seien danach deutlich mehr Spenden bei der Tafel eingegangen. Unterstützer hätten Geld gegeben, die bis dahin nicht für die Sonneberger Tafel gespendet hätten. Stolte wertete das als "ein klares Signal, dass die Arbeit der Tafel für alle Bedürftigen, gleich welcher Nationalität, Kultur und Religion, gewollt ist".
Zugleich verteidigte der Oberkirchenrat das klare Eintreten gegen die AfD-Politik durch die Kirche. Die Diakonie Mitteldeutschland hatte als eine der ersten Institutionen in der vergangenen Woche die Erklärung "Gegen ein Klima der Angst und Denunziation" in Sachsen-Anhalt unterzeichnet, die sich in deutlichen Worten gegen das Agieren der AfD richtet. Man sei zwar grundsätzlich zum Dialog mit der Partei bereit, "aber nicht indem wir unsere evangelische Identität aufgeben und populistischen Äußerungen recht geben", bekräftigte Stolte.
Die Diakonie gehöre mit ihrer Arbeit zu den Verbänden, die die AfD im Fokus habe. Die Partei ordne auch die Wohlfahrtsverbände ihrer Systemkritik an den sogenannten "Altparteien", der "Asylindustrie" und dem "Gutmenschentum" zu. "Wir wehren uns gegen diese Diffamierungen und wollen mit möglichst vielen gesellschaftlichen Akteuren gemeinsam einstehen für einen offenen Dialog und für eine vielfältige Gesellschaft", unterstrich der Diakoniechef.
Das bedeute weder eine Ausgrenzung von AfD-Parteimitgliedern noch ihrer Wähler. Wer klare Positionen vertrete, könne jedoch nicht jede Meinung integrieren, betonte der Diakoniechef. Dem Recht auf freie Meinungsäußerung widerspreche das nicht. Es gebe ein Miteinander oder ein Gegenüber. Diese Positionen würden in einer offenen Gesellschaft immer wieder neu bestimmt. "Wir müssen unsere Position deutlich machen und auch immer wieder neu erklären, aber nicht umdeuten", sagte Stolte.