"Jeder kennt aus seinem Umfeld Muslime, die hier Geld verdienen und versuchen, Sachsen zu werden. Denen dürfen wir nicht den Stuhl vor die Tür stellen", sagte Kretschmer in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag). Dazu betonte er: "Natürlich hat der Islam nicht die Kultur der Bundesrepublik Deutschland geprägt und gehört in diesem Sinne nicht zu uns. Aber Muslime sind Teil dieses Landes."
Auf die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, sagte Kretschmer zudem: "Es gibt einen Unterschied zwischen dem Satz 'Der Islam gehört zu Deutschland' und dem Satz 'Muslime sind Teil von Deutschland'".
Im Interview mit der Zeitung warnte er zugleich vor einer Stigmatisierung in der gesellschaftlichen Debatte und verteidigte das Auftreten des Autors Uwe Tellkamp. Dieser hatte bei einer öffentlichen Diskussion in Dresden mit der Aussage über Flüchtlinge provoziert: "Die meisten fliehen nicht vor Krieg und Verfolgung, sondern kommen her, um in die Sozialsysteme einzuwandern, über 95 Prozent."
"Es wäre besser gewesen, er hätte die richtige Zahl verwendet. Das war nicht glücklich", sagte Kretschmer. Ihn aber "jetzt so runterzumachen, ist auch nicht in Ordnung". Die Frage, die von Tellkamp aufgerissen wurde, wieviel Prozent der Flüchtlinge aus wirtschaftlichen Gründen kommen, sei "doch berechtigt". Allerdings "nur für Leute, die der Meinung sind, dass man da einen Unterschied machen muss", fügte der sächsische Regierungschef hinzu. Eine Wirtschaftsflüchtling habe "eine andere Berechtigung in Deutschland zu leben als ein Kriegsflüchtling".