In einem feierlichen Trauerzug wurde der schlichte Holzsarg im Schritttempo durch die von schweigenden Menschen gesäumten Gassen der Mainzer Altstadt gefahren. 350 ausgewählte Teilnehmer zogen in strenger Ordnung von der Augustinerkirche zum Bischofsportal des Mainzer Doms.
Fahnenträger eröffneten den Trauerzug, hinter ihnen gingen Messdiener. Dann folgten Priester und Mitglieder von leitenden Bistumsgremien, den Domkapiteln. Ihnen schlossen sich Vertreter der Ökumene und der evangelischen Kirchen an, darunter der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Darauf folgten Bischöfe und Kardinäle, unter ihnen der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, als Vertreter des Papstes und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.
Vor dem weißen Leichenwagen trugen ehemalige Bischofssekretäre die Insignien Lehmanns: Bischofsmütze, Stab und das Heilige Lektionar. Hinter dem Wagen beschlossen Angehörige und Mitarbeiter den Zug.
Zum Trauergottesdienst im Dom reisten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und weitere rund 300 Ehrengäste an. Darunter waren die neue Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) als Vertreterin der Bundesregierung sowie die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg, Malu Dreyer (SPD), Volker Bouffier (CDU) und Winfried Kretschmann (Grüne). Für Trauernde, die keinen Platz im Dom fanden, wurde der Gottesdienst auf einer Großleinwand am Liebfrauenplatz übertragen.
Lehmann war am 11. März im Alter von 81 Jahren in seinem Mainzer Haus gestorben, nachdem er im Herbst 2017 einen Schlaganfall erlitten hatte. Der populäre Mainzer Bischof galt in den vergangenen Jahrzehnten als einer der bedeutendsten Repräsentanten der katholischen Kirche in Deutschland. Fast 33 Jahre lang stand er an der Spitze des Bistums Mainz, von 1987 bis 2008 war er außerdem Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. In seiner Amtszeit hatte sich Lehmann für Reformen in der katholischen Kirche und für einen Ausbau der Ökumene starkgemacht.