Die Preise für Arzneimittel seien massiv in die Höhe geschnellt, sagte die Pfarrerin dem Evangelischen Pressedienst (epd) bei einem Besuch vor Ort. Besonders dramatisch sei die Situation für Menschen, die dauerhaft auf Medikamente angewiesen sind. Sie müssten sich oft "zwischen Nahrung und Medikamenten entscheiden".
"Viele verkaufen das Letzte, was sie noch besitzen", erklärte Füllkrug-Weitzel. "Oder sie verschulden sich, weil sie sonst sterben würden, auch ohne von direkter Gewalteinwirkung betroffen zu sein." Wer operiert werden muss, habe nur wenige Chancen, von einem staatlichen Krankenhaus aufgenommen zu werden, sagte sie. "Denn die sind entweder zerstört oder von der Armee belegt." Private Kliniken könnten die Menschen aber nicht bezahlen. Der Ärztemangel komme hinzu: "Ein größeres Problem ist auch, dass so viele Ärzte abgewandert sind. Wenn die Bundesregierung von Rückführung spricht, wird sie gewiss nicht zuerst an die syrischen Ärzte denken."
Ebenso müsse weiter Hilfe bei der Traumabewältigung geleistet werden, betonte Füllkrug-Weitzel. "Eine so heftig durch die Gewalt traumatisierte Gesellschaft wie die syrische ist ohne weiteres nicht in der Lage, zu einer versöhnten Gemeinschaft zu finden. Und Menschen werden sich nur in ihrer Gegend ansiedeln können, wenn zuvor Brücken zwischen den Bevölkerungsgruppen gebaut worden sind."
Die Diakonie Katastrophenhilfe stützt sich auf den Projektpartner GOPA-DERD, das Hilfswerk der griechisch-orthodoxen Kirche in Syrien. Entscheidend sei, dass der Partner allen Menschen in Not helfe, egal ob Christen, Alawiten oder Sunniten, sagte Füllkrug-Weitzel. "Ein Hilfswerk ist immer dann neutral, wenn es sich nicht selbst zu einer politischen Partei macht und sich nicht von einer politischen Partei instrumentalisieren lässt. Das ist unsere Absicht und die Absicht unserer Partner, und ich denke, dass das auch weitgehend möglich ist." GOPA-DERD sei umsetzungsstark, habe internationales Ansehen und halte an den humanitären Prinzipien fest.