Gysi sagte, auch seine Partei habe den Anspruch, eine allgemeinverbindliche Moral zu formulieren. Die Kraft, sie in der gesamten Gesellschaft zu vermitteln, hätten aber nur die evangelische und katholische Kirche. Die Wirtschaft könne letztlich keine verbindliche Moral zur Folge haben, nach der man leben könne, sagte er.
Gysi diskutierte gemeinsam mit dem CDU-Politiker Jens Spahn und dem Autor Manfred Lütz über dessen neues Buch "Der Skandal der Skandale", in dem er historische Mythen über das Christentum aufdecken will. Spahn, der in der möglichen neuen großen Koalition Gesundheitsminister werden soll, sagte, für seine Haltung als Christdemokrat sei das christliche Menschenbild entscheidend.
Es sei klar: "Das Paradies macht jemand anders", sagte Spahn. Politik könne sich mühen, Zustände besser zu machen. Der Mensch sei aber nicht unfehlbar. Diese aus dem Glauben resultierende Haltung mache frei von Ideologie, sagte er.