Marx hatte zuvor in einem Brief erklärt, dass die von katholischen Laien getragene Schwangerenberatung Donum Vitae den Schutz des ungeborenen Lebens zum Ziel habe. Deshalb könnten Beraterinnen, die zuvor für den Verein tätig waren, auch für bischöflich anerkannte Schwangerenberatungsstellen arbeiten. Bislang hatte sich die katholische Kirche stets deutlich von Donum Vitae distanziert.
Der Kölner Weihbischof Puff bestätigte in seinem Schreiben Marx' Einschätzung grundsätzlich. Zugleich betonte er aber, wenn eine frühere Donum-Vitae-Beschäftigte für eine "esperanza"-Beratungsstelle des Erzbistums Köln arbeiten wolle, müsse sich die Bewerberin "von der bisherigen Schwangerschaftskonfliktberatungspraxis, zu der die Ausstellung des Beratungsscheins für einen zwar rechtswidrigen, aber straffreien Schwangerschaftsabbruch gehört," distanzieren. Zudem müsse sie sich vollumfänglich mit dem "esperanza"-Beratungskonzept identifizieren und dafür öffentlich eintreten.
Heinen von Donum Vitae bezeichnete diese Forderung als "völlig inakzeptabel". "Das Erzbistum Köln nutzt seine Privilegien als kirchlicher Arbeitgeber in einer für die Betroffenen unzumutbaren Weise aus", kritisierte sie. Die Geschäftsführerin von Donum Vitae NRW, Bernadette Rüggeberg, ergänzte, die Konfliktberatung sei "die einzige Möglichkeit, wie wir Frauen erreichen können, die eine Abtreibung erwägen". Davon könne es keine Distanzierung geben, auch wenn eine Beraterin unter dem Dach der Kirche anders agiere. "Kein Kardinal, kein Bischof und auch keine Beraterin, sondern nur die Mutter rettet ihr Kind", betonte Rüggeberg im "Kölner Stadt-Anzeiger".
Auf epd-Anfrage unterstrich das Erzbistum seine Position. In kirchlichen Einrichtungen könnten nur Menschen eingestellt werden, die "nach reiflicher innerer Entscheidung dazu bereit sind, das unbedingte 'Ja' der Kirche zum Leben als Maßgabe für ihre Beratungsleistung anzunehmen", heißt es in einer Stellungnahme. Das müsse bei einer Bewerbung deutlich werden.
Donum Vitae wurde 1999 von überwiegend katholischen Laien gegründet. Sie reagierten damit auf den Ausstieg der katholischen Bischöfe aus dem gesetzlichen Beratungssystem. Der Vatikan hatte es den katholischen Beratungsstellen für Schwangere untersagt, einen "Schein" auszustellen, der eine straffreie Abtreibung ermöglicht. Donum Vitae vergibt diesen Beratungsnachweis. Die deutschen Bischöfe legten fest, dass Donum Vitae eine Vereinigung außerhalb der Kirche sei.