Es mache fassungslos, dass Tierversuche genutzt wurden, um die Qualität eines Betrugssystems an Fahrzeugen zu messen, sagte der Direktor der Berliner "Denkfabrik für Wirtschaftsethik". Da es eine Kooperation der gesamten deutschen Automobilindustrie sei, müsse auch der Vorstand der jeweiligen Unternehmen davon gewusst haben. Deshalb dürfe sich in diesem Fall die Führungsriege nicht herausreden und einzelne Ingenieure zu Bauernopfern machen.
Um diese zunehmende Skrupellosigkeit zu stoppen, müsse sich vor allem die Unternehmenskultur ändern, betonte Thielemann. Die Ausbildungssysteme in den Wirtschaftswissenschaften müssten vielfältiger angelegt werden. Gefördert würden diese Motive auch von der Export-Orientierung der Bundesregierung, die die Unternehmen hofiere und nicht reguliere. "Das hat der Umgang mit dem Diesel-Skandal in der Automobilbranche bilderbuchhaft gezeigt."
Einem Bericht der "New York Times" zufolge sollen deutsche Automobil-Hersteller in den USA Tests mit Stickstoffdioxid an zehn Affen ausgeführt haben, um zu beweisen, dass die Schadstoffbelastung durch Abgasreinigung deutlich abgenommen habe. Die Tiere seien vier Stunden lang mit Autoabgasen eingesperrt worden. Die entsprechende Forschungseinrichtung soll vom Wolfsburger Autobauer Volkswagen sowie von Daimler und BMW finanziert worden sein. VW hatte in den USA jahrelang Stickstoffdioxid-Messwerte manipuliert, um Grenzwerte für Dieselfahrzeuge einzuhalten.
Die von den Autokonzernen finanzierte Forschungsvereinigung war auch wegen von ihr geförderter Abgastests an Menschen an der Uniklinik Aachen in die Kritik geraten. Die Uniklinik und die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen betonten am Montag, die in den Jahren 2013 und 2014 erstellte Studie stehe in keinem Zusammenhang zur aktuellen Debatte um die gesundheitliche Belastung durch Dieselautoabgase.