Die Pressefreiheit hänge allerdings nicht von der Qualität der Berichterstattung ab. Denn dann wäre sie kein Grund-, sondern ein Gnadenrecht, betonte Prantl. "Journalisten machen Fehler, ganz gewiss", sagte der frühere Leiter des Ressorts Innenpolitik der "Süddeutschen Zeitung". Es gehe darum, weniger Fehler zu machen.
So sei etwa die Berichterstattung über den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff, die zu seinem Rücktritt führte, ein "hysterischer Exzess" gewesen. Es sei nicht Aufgabe der Medien, einen Rückritt zu erzielen. "Guter Journalismus krakeelt nicht", sagte Prantl. Das sei "Kikeriki-Journalismus". Hauptaufgabe sei es aber auch nicht, "für gute Laune am Frühstückstisch zu sorgen".
Journalisten dürften zudem nicht bei der Aufdeckung von Skandalen stehenbleiben, denn das sei nur die halbe Arbeit, sagte Prantl. Politik und Medien fehle oft der lange Atem. Journalisten müssten Moderatoren und Motor für Veränderungen seien. "Professionelle Journalisten erklären verlässlich, was passiert", betonte der Redakteur. "Ein solcher Journalismus wird das böse und falsche Wort von der Lügenpresse abschütteln."
Internet bedeutet nicht Tod des Journalismus
Das Internet verursacht nach Ansicht Prantls nicht den Tod des Journalismus. "Der gute analoge Journalismus ist kein anderer als guter digitaler Journalismus", sagte Prantl. "Printmedien werden zuerst vom eigenen Wehklagen bedroht."
Durch das Internet sei ein "Echtzeitraum" entstanden, sagte der frühere Leiter des Ressorts Innenpolitik. Dadurch habe es dem Printjournalismus vielmehr eine Aufgabe abgenommen. Denn bei der Vermittlung von Weltereignissen seien gedruckte Zeitungen schon immer zu spät gewesen. Die Printmedien könnten sich nun etwa mehr auf Analyse, Hintergründe und Sprachkraft konzentrieren. "Sie können ein Wegweiser im Wirrwarr sein.
Wenn eine Zeitung dies gut mache, würden genügend Leser an ihr festhalten, zeigte sich Prantl überzeugt. Dafür brauche es keine staatliche Unterstützung, sondern verlegerischen und journalistischen Mut. "Man muss vom Internet nicht reden wie von einem neuen Hunneneinfall", betonte der SZ-Redakteur. "Der Journalismus, der Angst vor Veränderung hätte, was wäre das für ein erbärmlicher Journalismus."
Die Siebenpfeiffer-Stiftung zeichnet seit 1989 alle zwei Jahre Journalisten aus, die sich "für die freiheitlichen Grundrechte und die demokratischen Grundwerte in herausragender Weise engagieren", ohne auf ihre Karriere Rücksicht zu nehmen. Im vergangenen November erhielt der türkische Journalist Can Dündar den mit 10.000 Euro dotierten Siebenpfeiffer-Preis. Prantl bekam den Preis 1999.
Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789-1845) war der erste Landcommissär des ehemaligen Landkreises Homburg. Als seine politischen Reformvorschläge bei Regierung und bayerischem König kein Gehör fanden, prangerte er die Defizite in der Presse an. Dieses journalistische Engagement kostete ihn der Stiftung zufolge sein Amt, seine soziale Sicherheit und später seine Freiheit.