Verschärft werde die Lage durch die Blockade der von Saudi-Arabien geleiteten Militärkoalition, die Waffenlieferungen an die jemenitischen Rebellen verhindern soll, erklärte die Hilfsorganisation am Montag in Sanaa. Bislang seien mehr als 700 Verdachtsfälle und 52 Tote gemeldet worden. Fast alle der Todesopfer seien unter 15 Jahre.
"Wie viel unfassbar grausames Leid will man Millionen von jemenitischen Kindern denn noch zumuten?", sagte Susanna Krüger, Vorstandsvorsitzende von "Save the Children" in Deutschland. "Ihr Zuhause und ihre Zukunft werden zerbombt, Hunger und Cholera bedrohen sie an Leib und Leben - und jetzt kommt auch noch tödliche Diphterie hinzu. Beschuss und Blockade müssen umgehend aufhören!"
Die Hilfsbemühungen vor Ort in den am schlimmsten betroffenen Regionen Ibb und Hodeidah würden durch die Blockade behindert, betonte die Organisation. Wenn die Zufuhr lebenswichtiger Güter weiterhin beschränkt werde, seien verheerende Folgen für die Kinder zu erwarten. Auch die Ausbreitung sei kaum zu stoppen: "Die meisten Menschen sind nicht geimpft, und wir haben nicht den Vorrat an Impfungen, den wir für einen solchen Ausbruch bräuchten", erklärte die Koordinatorin in Hodeidah, Mariam Aldogani. "Die Blockade macht es unmöglich, Spezialisten, Medikamente und dringend benötigte Gegenstände wie Ventilatoren heranzubringen, die wir brauchen, um kranke Kinder am Leben zu halten."
Landesdirektor Tamer Kirolos sprach von einem weiteren schrecklichen Beispiel dafür, wie umfassend und mit welch zerstörerischer Kraft der Krieg die Menschen treffe. "Die Cholera-Epidemie hat bereits mehr als eine Million Menschen erfasst, und nun haben wir den Ausbruch einer sogar noch tödlicheren Krankheit."
Diphterie ist eine bakterielle Erkrankung, die sich vor allem über Tröpfcheninfektion verbreitet. Die Bakterien produzieren ein Gift, das das Nervensystem, das Herz und die Nieren schädigen und zum Tod führen kann.
Laut den UN sind 22,2 Millionen der insgesamt 27 Millionen Einwohner Jemens auf humanitäre Hilfe angewiesen. In dem Land bekämpfen sich schiitische Huthi-Rebellen und die sunnitisch geprägte Regierung, die von einer Koalition unter Saudi-Arabiens Führung unterstützt wird. Die Koalition hatte Anfang November alle Verbindungen in den Jemen über Land, Wasser und Luft geschlossen. Zwei Häfen öffnete die Koalition inzwischen für eine befristete Zeit.