Kirchen wenden sich gegen Abschottung

Kirchen wenden sich gegen Abschottung
Zum Jahreswechsel haben führende Vertreter der großen Kirchen in Deutschland zu Offenheit und Engagement, aber auch zum Widerstand gegen bedrohliche gesellschaftliche Tendenzen aufgerufen.

Der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode beklagte eine "neue Kleinkariertheit". Es gebe "eine starke und gefährliche Tendenz, wieder engstirniger zu denken - nationalistisch, regionalistisch, individualistisch, ideologisch", sagte er in seiner Silvesterpredigt.

Diese Entwicklung zeige sich etwa in der "neuen Unfähigkeit vieler Europäer, Europa zu bilden und in den globalen Fragen der Welt wie Migration und Klimawandel zu solidarischem und vernetztem Handeln zu kommen". Eine immer komplexer werdende Welt führe auch in Religionen und Kirche zu "neuen Egoismen, Narzissmen, ja zu gewaltbereiter Intoleranz", sagte der Bischof laut Redemanuskript.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki warnte vor Eingriffen in das menschliche Erbgut und vor einer Aufweichung des Abtreibungsverbotes. Es dürfe kein Leben nach dem Baukasten-Prinzip geben, sagte Woelki laut Redetext am Sonntag im Kölner Dom. "Menschen mit Krankheiten und Behinderungen - auch mit erblichen - gehören zum Leben und ins Leben, gehören in unsere Gesellschaft." Woelki verwies auf aktuelle Versuche von Gen-Technikern, Teile der DNA-Stränge auszutauschen. "Wir können uns an den Möglichkeiten verheben, die wir uns erschließen und tun dies auch." Die Folgen von Genmanipulation für Gesundheit und Umwelt seien kaum abzuschätzen.



Der Münsteraner katholische Bischof Felix Genn plädierte für mehr Engagement für Frieden und Versöhnung. "Es muss Frieden geben, weil sonst unsere Erde zerstört wird," sagte er mit Blick auf Konflikte wie in Syrien, aber auch auf das alltägliche Leben in Deutschland. Friede entstehe vor Ort, in den Gruppen und Kreisen, in den Familien und in einem selbst, sagte Genn. Er verwies darauf, dass der 101. Deutsche Katholikentag vom 9. bis 13. Mai in Münster das Thema Frieden in den Fokus stellt.

Der evangelische bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, warb für eine "Neuentdeckung der Frömmigkeit". Denn echte Lebensquellen basierten nicht auf guten Ratschlägen oder ausgeklügelten Strategien zum positiven Denken, sagte Bedford-Stroh in einer Botschaft zum Jahresbeginn. "Echte Lebensquellen kommen von dem, der uns geschaffen hat."

Auch der Trierer katholische Bischof Stephan Ackermann rief die Christen dazu auf, den Blick auf die "Wohltaten Gottes" im zurückliegenden Jahr zu richten und daraus Stärke und Zuversicht für die kommenden Herausforderungen zu gewinnen. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger betonte, der "rote Faden" solle die Liebe sein, "die vom Kind in der Krippe ausstrahlt". Sie "bewahrt davor, hochmütig zu werden und sie bewahrt davor zu resignieren".

Der zurückgetretene Oldenburger evangelische Bischof Jan Janssen mahnte zu einem bewussteren Umgang mit der Zeit: "Wir tun so, als hätten wir sie im Besitz und zur Verfügung, wenn wir Zeit nehmen und Zeit messen, wenn wir Zeit schenken und Zeit schinden."