Nach Weihnachten denken mehr Menschen an Suizid

Foto: © epd-bild / Gustavo Alàbiso/Gustavo Alàbiso
Bäume im Nebel am Rhein. Die düstere Jahreszeit unterstützt düstere Stimmung.
Nach Weihnachten denken mehr Menschen an Suizid
In der Zeit um den Jahreswechsel stürzen nach Beobachtung der Suizidexpertin Barbara Schneider besonders viele Menschen in eine Krise. Deshalb sollten Menschen verstärkt auf Bekannte und Verwandte achten, die Belastendes erlebt haben oder psychisch erkrankt sind, sagte die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Nach Weihnachten denken deutlich mehr Menschen an Selbsttötung und setzen sie auch um", sagte die Kölner Psychiaterin. 

"Um den Jahreswechsel herum steigt die Zahl der Suizide auffällig an", sagte Schneider. Das sei ein weltweites Phänomen, wie Studien zeigten. In der Vorweihnachtszeit hingegen gebe es weniger Selbsttötungen, daher seien die Suizidraten für den Monat Dezember in Deutschland auch insgesamt statistisch eher niedrig. "Menschen ziehen um den Jahreswechsel herum eine Bilanz ihres Jahres und bewerten ihr Leben", vermutet die Chefärztin der Abteilung Abhängigkeitserkrankungen und Allgemeinpsychiatrie der LVR-Klinik Köln als eine Ursache. "Das kann sie in eine tiefe Krise stürzen."

Zudem sei in der Zeit nach Weihnachten und nach Neujahr sehr wenig los: Die Innenstädte seien ausgestorben und es gebe kaum Veranstaltungen und soziale Verpflichtungen, bei denen Menschen mit Todesgedanken mit anderen Menschen in Kontakt kommen. "Das gefährdet sie, diese Gedanken auch in die Tat umzusetzen."

Schneider rät deshalb, gefährdete Menschen direkt anzusprechen. Man solle nicht darüber hinwegsehen, wenn jemand sich auffällig verabschiede, sich lange bedanke und für den Rest des Lebens alles Gute wünsche. 


Nicht alle Menschen mit Todeswunsch äußerten diesen überhaupt von sich aus. "Wer weiß, dass ein Bekannter in diesem Jahr Einschneidendes wie Trennung oder Tod erlebt hat, sollte ihn nach seinen Gefühlen fragen", sagt Schneider. "Das kann Leben retten." Betroffene könnten jederzeit - auch an Feiertagen - fachliche Hilfe in Kliniken und bei Krisendiensten bekommen. "Sie sind dafür aber auch auf die Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen angewiesen."