Die Reformbewegung kritisiert eine Blockadehaltung der deutschen katholischen Bischöfe. Der frühere "Ökumene-Kardinal" Walter Kasper habe eine Bereitschaft des Vatikans zur Öffnung signalisiert. Doch eine Minderheit der 27 Diözesanbischöfe sperre sich immer noch dagegen. "Dies ist ein Skandal, der vom Kirchenvolk nicht mehr hingenommen wird", beklagt die Kirchenvolksbewegung.
Von den anhaltend hohen Kirchenaustrittszahlen seien beide großen Kirchen betroffen, hieß es: "Wann endlich werden die von oben herab verordneten Zusammenlegungen und -schließungen von Pfarreien gestoppt? Diese tragen wesentlich zum Verlust der kirchlichen und auch der persönlichen Beheimatung vieler Menschen bei." Nur wegen des Zölibatsgesetzes dürfe den Gemeinden die Eucharistiefeier nicht länger vorenthalten werden, so "Wir sind Kirche". Hier könnte die römische Kirche von den mit Rom unierten Kirchen lernen, die nicht zwingend am Pflichtzölibat festhalten, hieß es weiter.
Ein bleibender Skandal sei, dass die römisch-katholische Kirchenleitung Frauen den Zugang zu den Weiheämtern vorenthalte. Dafür gebe es biblisch wie theologisch keine stichhaltigen Gründe. Die von Papst Franziskus verfügte liturgische Gleichstellung von Maria Magdalena mit den Aposteln im Jahr 2016 habe die Tür zur Weihe von Frauen in der katholischen Kirche wieder einen Spaltbreit geöffnet. Die deutschen Bischöfe sollten sich positiv zum Diakonat der Frauen bekennen, so wie ihre Vorgänger dies bereits bei der kirchenhistorisch bedeutsamen Würzburger Synode in den 70er Jahren taten.
Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" ist aus dem 1995 in Österreich gestarteten Kirchenvolks-Begehren hervorgegangen. Die Organisation setzt sich für eine Erneuerung der römisch-katholischen Kirche auf der Basis des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ein. Mit dem Konzil hatte sich die katholische Kirche in den 60er Jahren der Moderne geöffnet.